Von Sprechapparaten und Zwitscherbäumen

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00:00:00: Besser wissen, der Podcast von Golem.de.

00:00:05: Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe.

00:00:07: Mein Name ist Martin Wolff und ich bin Podcastbeauftragter bei Golem.de

00:00:10: und ich befinde mich im Deutschen Museum im München mit Frau Silke Berdux.

00:00:14: Wir sind in der Abteilung Musikinstrumente

00:00:16: und für mich sieht es aus wie ein bisschen umgucken,

00:00:18: wie wir im Keller wären.

00:00:19: Sind wir im Keller, Frau Berdux?

00:00:20: Wir sind ja genau genommen in einem Zwischengeschoss

00:00:23: und wir sind in dem Raum, den wir Blick ins Deponen nennen.

00:00:26: Das ist die Idee, dass ein Museum ja viel mehr Exponate hat,

00:00:30: als es ausstellen kann. Viel, viel mehr.

00:00:33: Und das wissen viele Besucherinnen und Besucher nicht,

00:00:35: weil sie denken, das was sie sehen können,

00:00:37: das ist das, was das Museum besitzt.

00:00:39: Und viele wissen auch nicht, was es eigentlich bedeutet,

00:00:42: wenn man Dinge sammelt, bewahrt und erforscht.

00:00:45: Das ist ganz schön aufwändig.

00:00:46: Es gilt aufwändig, Platz aufwändig,

00:00:48: dass man auch viele Ressourcen braucht.

00:00:50: Und dieser Raum, der sogenannte Blick ins Depot zeigt, ist.

00:00:53: Man sieht, wenn man sich umguckt, also natürlich sehen nur wir das,

00:00:56: aber ich beschreibe das mal so ein bisschen, man sieht nicht Vitrinen,

00:00:58: sondern Brigade, die hinter Glas sind

00:01:00: und auf denen befinden sich ganz verschiedene Musikinstrumente

00:01:03: von alterwürdigen Trommeln, würde ich sie jetzt mal dispektilig nennen,

00:01:07: bis hin zu alten Orgeln oder anderen,

00:01:11: ein bisschen elektrisch anmutenderen Geräten

00:01:13: und dann hoffen, ja, ich, jetzt kommt schon mein,

00:01:16: da kommt schon mein Nichtwissen,

00:01:18: kommt schon jetzt gleich am Anfang zum Vorschein.

00:01:20: Die gewinnt sich jetzt schon dran.

00:01:21: Blechblasinstrumente, wahrscheinlich nicht, oder?

00:01:22: Da sind die Blechblasinstrumenten, das sind die Holzblasinstrumenten.

00:01:25: Aber es gibt beide.

00:01:26: Genau, und das, ich weiß, ich immer verwirren finde,

00:01:28: ist, dass die Holzblasinstrumenten teilweise aus Blech, also für mich als Leibhausblech.

00:01:31: Ausleteil sind, ja.

00:01:32: Genau, deswegen.

00:01:33: Das ist dann historisch zu früh still.

00:01:34: Okay, wir kommen noch zur Sammlung

00:01:37: und wir kommen noch zum Sammlungsauftrag

00:01:39: und wir kommen noch dazu, was die Abteilung ausmacht.

00:01:41: Ich fange jetzt aber mal bei Ihnen an.

00:01:42: Und das Aller erste, was mir aufgefallen ist,

00:01:44: Sie tragen einen recht klangvollen Namen.

00:01:47: Sind Sie mit der Familie Berduchs vorhanden?

00:01:50: Die Familie Berduchs, dazu gehöre ich natürlich.

00:01:53: Aber ich nehme an, Sie spielen auf die Klavierbauer an

00:01:55: und alle in Deutschland ansässigen Berduchs gehen,

00:01:58: irgendwie sind sie miteinander verwandt.

00:02:01: Weil am Ende des 16. Jh. ist ein Berducci aus Italien nach Deutschland gekommen

00:02:06: und alle gehen auf diesen zurück.

00:02:09: Aber meine Linie und die spätere Klavierbauerlinie

00:02:11: hat sich schon im 18. Jh. getrennt.

00:02:14: Ich sage immer, fast nicht verwandt.

00:02:16: Aber ich finde das so furchtbar passend,

00:02:19: dass Sie diesen Namen tragen und dann in diesem Gebiet tätig sind.

00:02:23: Das hat aber, wenn wir jetzt Ihren Lebenslauf angucken,

00:02:25: hat das nichts miteinander zu tun, oder?

00:02:26: Nein, gar nichts.

00:02:27: Sondern wie sind Sie dazu gekommen?

00:02:29: Also ich habe früh Musik gemacht, auch bei mir zu Hause in der Familie,

00:02:32: wurde viel Musik gemacht.

00:02:34: Und mein Vater hat das auch gefördert,

00:02:35: oder meine Eltern allgemein.

00:02:37: Und ich habe der Musikwissenschaft studiert

00:02:40: und mich faszinieren diese vielen, vielen Geschichten,

00:02:42: die in Musiken sind.

00:02:44: Man kann ja alles Mögliche erzählen über Raub,

00:02:47: über Kolonialismus, über Technik, über Materialien,

00:02:50: über die Spieler, über die Gesellschaft, über die Musik.

00:02:53: Also so viele Geschichten,

00:02:56: die eigentlich in fast jedem Instrument drin stecken.

00:02:59: Und das hat mich fasziniert.

00:03:01: Und ich mochte auch den Umgang mit den Instrumenten

00:03:03: und den Umgang mit Menschen.

00:03:05: Und das hat ja das Museum beides.

00:03:07: Also man hat den einen Teil der die Sammlung betrifft

00:03:09: und mindestens einen anderen Teil,

00:03:11: aber eigentlich noch viel mehr, der dann mit den Besucherinnen,

00:03:13: aber auch mit den Kollegen mit Forschungsprojekten und so zu tun hat.

00:03:16: Also jetzt sind Sie, sind Kuraturen der Abteilung Musikinstrumente,

00:03:20: aber da kommt man jetzt, also wie kommt man dahin?

00:03:23: Sie haben schon gesagt, Sie haben das studiert,

00:03:25: Sie haben Musikwissenschaft studiert,

00:03:27: Sie haben aber auch neue Geschichte, Anglistik,

00:03:29: Ändologie studiert, also mehrere andere Dinge noch.

00:03:31: Das hätte ja in alle möglichen Richtungen gehen können

00:03:33: und das steht ja dann auch nicht fest,

00:03:35: als wenn man sich mit der Musikgeschichte beschäftigt,

00:03:37: dass man dann Kuraturen wird.

00:03:39: Wie ist das dann passiert?

00:03:41: Ich habe auch mit den Kollegen und auch anderen Kuraturen zusammengearbeitet.

00:03:44: Ziemlich breit eigentlich,

00:03:46: hauptsächlich über Hammerflügel und über das Tromscheid.

00:03:49: Das ist ein sehr spezielles Instrument,

00:03:51: Tromscheid Trombamarina.

00:03:53: Und irgendwie hatte ich dann schon relativ viel Erfahrung auch in dem Gebiet

00:03:57: und habe mich ja auch viel erklären lassen von den erfahrenen Kollegen.

00:04:01: Wie geht man technisch vor, wie muss man das anschauen?

00:04:04: Und das war sehr schön, dass Sie mir das auch beigebracht haben eigentlich,

00:04:07: weil im Studium lernt man das nicht wirklich.

00:04:10: Und dann habe ich mich hier einfach beworben.

00:04:12: Okay.

00:04:14: Und dann haben Sie die Stelle gesehen

00:04:16: und sind Sie in München auch ansässig?

00:04:18: Also war das sozusagen naheliegend?

00:04:20: Ja, ich bin schon seit jetzt, inzwischen seit 40 Jahren,

00:04:22: beinahe 40 Jahren in München.

00:04:24: Damals war das natürlich noch nicht so weit.

00:04:26: Und ich habe vorher auch, also zum Beispiel im Stadtmuseum hier,

00:04:29: im Münchner Stadtmuseum, habe ich in Praktikformen gemacht.

00:04:32: Also ich war mit vielen Museen so verbandelt,

00:04:34: habe für die Schlösserverwaltung Führungen gemacht,

00:04:36: für das Bayerische Nationalmuseum.

00:04:38: Also war das schon relativ aktiv in dem Museumsszene?

00:04:41: Aktiv? Also ich finde, aktiv ist so ein,

00:04:43: das ist für mich die Überschrift über Ihren Lebensauf.

00:04:46: Also Sie haben unter anderem auch noch gearbeitet,

00:04:48: frei beruflich als Softwaredokumentaristin.

00:04:50: Also da kommen so viele Sachen zusammen,

00:04:53: die ein bisschen am Ende dann zusammen passen, oder?

00:04:57: Also es ist dann vielleicht einfach auch ein Glücksfall,

00:04:59: dass man immer oder meinen Sie,

00:05:01: dass das, wie kann man sich so ein Lebensweg dann vorstellen?

00:05:04: Ist das dann ein Plan gewesen,

00:05:05: haben wir einen bestimmten Punkt oder hat es dann einfach alles gepasst?

00:05:08: Also nach dem Studium habe ich sehr viele unterschiedliche Dinge getan,

00:05:11: was mir gefallen hat und was ich dachte, was mich weiterbringt.

00:05:14: Für mich war es sehr gut, weil ich dann auch mehr gesehen habe,

00:05:17: was mir eigentlich Spaß macht.

00:05:19: Und ich glaube auch gerade mit dieser IT-Erfahrung,

00:05:22: also mit einem gewissen Rahmen, ist auch sehr gut,

00:05:24: weil heute ist ja viel digital.

00:05:26: Auch die ganzen Sammlungspräsentationen im Internet sind ja alle digital.

00:05:30: Man muss Datenbanken entwickeln und so was.

00:05:32: Und die Firma, wo ich damals gearbeitet habe,

00:05:34: hat eine komplexe Datenbanksysteme entwickelt,

00:05:36: zu denen ich dann die Handbücher geschrieben habe.

00:05:38: Von daher kannte ich mich da relativ gut aus.

00:05:40: Und das ist dem Museum hier jetzt sehr zu gut gekommen.

00:05:43: Ich wollte gerade sagen, das sind einfach Dinge,

00:05:45: die dann später passen.

00:05:47: Aber man muss ja auch trotzdem Lust drauf haben und ein Händchen dafür.

00:05:51: Man kann das nicht einfach so machen und dann keinen Fäbel dafür haben.

00:05:55: Haben Sie auch so einen Schlag ins Digitale?

00:05:59: Oder ist das so, das sieht es gleich bewerten?

00:06:03: Wenn Sie sagen, Sie haben mit Instrumenten gearbeitet,

00:06:06: die aus dem 16. Jahrhundert sind.

00:06:08: Und jetzt geht es dann plötzlich in Richtung Synthesizer

00:06:10: oder irgendwelche Sachen.

00:06:11: Gibt es da irgendwie Favoriten?

00:06:12: Oder sagen Sie, das hat alles seine Vorzüge?

00:06:15: Also jedes Instrument hat ja seine eigenen Geschichten.

00:06:19: Also von daher ist eigentlich erst mal jedes spannend.

00:06:22: Manche sind halt extrem spannend.

00:06:24: Gerade die berühmten Instrumente oder Geräte sind natürlich besonders spannend.

00:06:28: Was bei mir noch dazu kam, ist die Normierung.

00:06:31: Das ist ja auch was Wichtiges.

00:06:33: Ich habe ja auch noch in der Staatsbibliothek eine Zeit lang gearbeitet

00:06:35: und da Schlagwörter gemacht.

00:06:37: Und das ist ein bisschen komplex, wenn man das muss man auch lernen.

00:06:40: Und das kommt hier, der unsere Datenbank auch sehr zugute,

00:06:43: weil ich halt weiß, wie das geht.

00:06:45: Also dass die Komponisten immer gleich haben,

00:06:47: dass die Instrumentenbauer immer gleich heißen,

00:06:49: dass die Werke immer gleich heißen, so dass man die dann auch finden kann.

00:06:52: Das sind hier die Normdaten-Geschichte.

00:06:55: Da haben Sie richtig vorsichtssitzen.

00:06:58: Ich verweise hier in Schamdose Eigenwerbung auf die Podcast zum Thema Archiv und Archivware,

00:07:04: die auch irgendwo in diesem Podcast Archiv drin sind.

00:07:08: Aber das ist heute nicht unser Thema.

00:07:10: Wir halten es musisch.

00:07:12: Aber na klar, es ist natürlich auch ein entscheidender Punkt,

00:07:14: gerade bei so einem großen Museum wie den Deutschen Museum,

00:07:16: da eine Struktur drin zu haben, eine Ordnung drin zu haben

00:07:19: und zu wissen, wie die Dinge dann auch präsentiert werden sollen.

00:07:23: Jetzt gab es 2022 eine Wiedereröffnung der Dauerausstellung Musikinstrumenten.

00:07:28: Was war da das Besondere und was sind die Schwerpunkte, die da gewählt wurden?

00:07:33: Es ist eigentlich keine Wiedereröffnung,

00:07:36: sondern es ist eine komplette Neukonzeption der Ausstellung gewesen,

00:07:39: an der wir auch sehr lange gearbeitet haben.

00:07:41: Was heißt sehr lange in dem Zusammenhang?

00:07:43: C über 10 Jahre.

00:07:44: Das lag aber an der Größe des Gesamtprojektes.

00:07:46: Also das wäre die Hälfte des Deutschen Museums,

00:07:49: würde ja baulig und inhaltlich saniert und neu gestaltet.

00:07:52: Also das war wirklich ein unglaublich großes Projekt.

00:07:57: Und die alte Ausstellung war eher eine Sammlungspräsentation.

00:08:03: Da waren Vitrinen mit 15 Oboden oder 20 Clarinetten oder 10 Blockflöten

00:08:11: und so und dann kamen die Menschen immer ganz dynamisch rein und sagten,

00:08:15: oh, die Oboden.

00:08:17: Und dann standen sie davor, dann stand dann ein Obohor,

00:08:19: vier Klappen, eine Klappe und dann sind sie wieder von dann gezogen.

00:08:24: Und das fand ich schade, weil ich eben weiß, wie viele Geschichten

00:08:28: aller Art in den Instrumenten drinstecken.

00:08:31: Und ich wollte eben gerne eine Ausstellung haben,

00:08:34: wo man etwas, ein neudeutsches gesagt, wo man etwas mitnimmt,

00:08:37: wenn man sie besucht hat, wo man vor allem Dinge auch entdecken kann.

00:08:40: Und so sind wir davon abgegangen.

00:08:42: Also früher waren sie ganz nach Instrumentengruppen.

00:08:45: Organologisch würde man das nennen sortiert.

00:08:48: Also wir hatten erst die Tasteninstrumenten, die Holzblasinstrumenten,

00:08:51: die Blechblasinstrumente, dann die Membranophone, also Trommeln und Pauken,

00:08:56: dann die Automaten, dann die Elektrofone und so.

00:08:59: Und jetzt haben wir zwölf Themen gebildet.

00:09:02: Wir haben überlegt, was sind die allerwichtigsten Dinge,

00:09:05: die man auch unterbringen kann.

00:09:07: Und um diese zwölf Objekte ungefähr, je nachdem, wie man zählt,

00:09:10: haben wir dann eben thematische Einheiten gebildet.

00:09:14: Und das ist ein ganz anderer Ansatz.

00:09:17: Und diese Einheiten haben wir noch dazu gewählt oder gewichtet,

00:09:21: jeweils, dass man möglichst viele Geschichten oder Ansätze erzählen kann.

00:09:26: Also einmal ist es biografisch, manchmal ist es eher technisch,

00:09:29: manchmal ist es soziologisch, manchmal ist es musikalisch.

00:09:33: Also das ist so, dass man auch sieht, es gibt, also vielleicht sieht,

00:09:37: es gibt unendlich viele Geschichten und Ansätze,

00:09:39: mit denen man sich mit Musikinstrumenten beschäftigen kann.

00:09:42: Hier sind die zwölf, die Sie da ausgesucht haben?

00:09:44: Einmal das Cembalo von Franziskus Patavinos aus Venedig von 1561.

00:09:50: Das ist auch das älteste Instrument in der Ausstellung.

00:09:53: Dann eine Blockflöte, dann ein Cembalo, mit dem man gleichzeitig Noten aufschreiben kann

00:09:59: und was einen Hammerflügelregister hat.

00:10:01: Dann unsere große Ahrendorgel, dann der Trompeterautomat und der Sprecherfahrt,

00:10:08: das sind zwei und so weiter.

00:10:10: Also es geht dann bis zur Gegenwart die Ausstellung.

00:10:13: Das kann ich ganz gerne erzählen.

00:10:15: Also dann geht es der Zwitscherautomat, also dann sind dann die Automaten,

00:10:19: dann sind es eigentlich das Theramin und das Trautonium,

00:10:23: so als die frühsten elektronischen Instrumente, die es gibt.

00:10:27: Das Studio von Escazala, das Siemens Studio für elektronische Musik,

00:10:31: das war eines dieser elektronischen Studios aus den 50er/60er Jahren.

00:10:35: Und dann der Mope for Peace, und das war seitdem konnten wir 2019 kaufen,

00:10:40: dass das Ausstellung schon fertig geplant war,

00:10:42: muss dann noch ein Stück Vitrine neu geplant werden,

00:10:44: damit wir den unterbringen können.

00:10:46: Es ist ein ganz früher sehr großer modulare Synthesizer.

00:10:50: Der erste Morgsynthesizer, der nach Deutschland kam,

00:10:53: ist das von Eberhard Schöner, haben wir den damals gekauft.

00:10:56: Also das ist auch wirklich eine riesige Bandbreite.

00:11:00: Ich muss da jetzt trotzdem nur mal fragen, haben Sie nicht, sagen Sie nicht,

00:11:03: keine Ahnung, das Cembalo, das liegt mehr mehr,

00:11:08: weil das ist nie elektrisch und das hat vielleicht eine tolle Holzintasien

00:11:12: oder sonst irgendwas, oder ist das wirklich so,

00:11:14: dass Sie dann nach der Geschichte gehen und sagen,

00:11:17: naja, aber der Morg, der hat eben das gemacht,

00:11:19: und deswegen gibt mir das, ich kann mir das so schwer vorstellen,

00:11:22: weil es solche Bandbreite ist.

00:11:24: Also meine Bandbreite geht bis in die 1960er Jahre so grob,

00:11:29: also bis inklusive Siemens Studio, da kenne ich mich noch ganz gut aus.

00:11:33: Alles was danach ist, ist nicht mein Schwerpunkt.

00:11:35: Ich habe das ja nicht alleine gemacht, die neue Ausstellung,

00:11:38: sondern wir hatten ein ganz tolles Team,

00:11:40: und da habe ich extra jemand reingenommen,

00:11:42: der sich mit Synthesizer und elektronischer Musik auskennt,

00:11:45: weil das hat einfach keinen Zweck, wenn man da nicht spezialisiert ist

00:11:48: und sich nicht richtig auskennt, an da eine Ausstellung zu machen.

00:11:51: Und der hat das wunderbar gemacht, hat auch viele Instrumente gekauft

00:11:54: oder Gesicht schenken lassen,

00:11:56: und das ist jetzt wirklich eine sehr schöne und repräsentative Ausstellung, denke ich.

00:12:00: Das kann man sicherlich auch messen, oder?

00:12:02: Wie sind so die, oder nicht messen, aber zumindest,

00:12:04: wie sind so die Reaktionen gewesen?

00:12:06: Ist es so, wie Sie es erwartet haben?

00:12:08: Also die Fachbesucher und Befachbesucherinnen,

00:12:11: also meine Kollegen sozusagen, die haben sich sehr, sehr positiv geäußert,

00:12:14: die da waren.

00:12:16: Manche haben ein bisschen Kritik geübt,

00:12:18: weil wir hatten früher über 700 Instrumente in der Ausstellung,

00:12:21: durch diese 15-Uhr-Wohnen und so.

00:12:23: Und jetzt haben wir noch ungefähr 250.

00:12:26: Und das ist natürlich ein radikaler Schnitt,

00:12:28: dass nicht mehr so viele Instrumente da sind.

00:12:31: Und für die Spezialisten, die wollen natürlich 20 Hörner sehen.

00:12:35: Aber das macht für die meisten Besucher einfach überhaupt keinen Sinn.

00:12:40: Und es ist ja nicht so, dass die anderen Hörner weg sind.

00:12:43: Dann muss man sich halt vorher mit mehr in Verbindung setzen,

00:12:46: oder auch an dem Tag, wenn ich da bin.

00:12:48: Und einer der Gründe, warum es den Blick ins Depot geht,

00:12:50: ist genau das.

00:12:52: Wenn Menschen dann sagen, "Ah, sind Sie wahnsinnig,

00:12:54: warum Sie Ihre ganze Hörner hingetan,

00:12:56: kann man sagen, ja Sie sind da, was möchten Sie gern was sehen.

00:12:58: Und dann können Sie das halt auch anschauen,

00:13:00: also mit allen Vorsichtsmaßnahmen,

00:13:02: aber dann kann man es eben auch anschauen.

00:13:04: Und von daher ist das hier ein wichtiger Raum,

00:13:06: der so das Backup irgendwie so ist.

00:13:09: Und ich meine, wenn man Ihnen eins nicht vorwerfen kann,

00:13:13: dann ist es ja wohl nicht, dass Sie nicht der Forschung

00:13:16: und dem tieferen Blick hinter die Kulissen offen sind,

00:13:19: weil nämlich ja das Münchner, das Deutsche Museum,

00:13:22: eben Forschungsmuseum ist.

00:13:24: Das heißt, hier wird tatsächlich real geforscht, auch in Ihrem Bereich.

00:13:27: Und wenn ja, an was gerade?

00:13:29: Also das Deutsche Museum ist eins von acht

00:13:32: sogenannten deutschen Forschungsmuseum.

00:13:34: Es gibt acht nur davon, in ganz Deutschland.

00:13:37: Und die werden vom Bund gefördert

00:13:40: für die ihre sogenannte Forschung von gesamtstaatlicher Bedeutung.

00:13:44: Und werden alle sieben Jahre evaluiert,

00:13:46: das hatten wir gerade im Januar erst.

00:13:48: Und einfach weil man meint, man muss sich mit Objekten

00:13:52: und den Geschichten und in dem Fall jetzt

00:13:54: vom Deutschen Museum auch mit Technikgeschichte, Innovationsgeschichte

00:13:57: und also unendlich viele Themen, Materialien und so beschäftigen.

00:14:02: Und es gibt einen eigenen Bereich Forschung

00:14:06: im Deutschen Museum, zudem die Bibliothek,

00:14:09: das Archiv und das Forschungsinstitut gehört.

00:14:12: Und da hatten wir die letzten Jahre unglaublich viele Drittmittelprojekte,

00:14:16: auch im Bereich Musik.

00:14:18: Also wir hatten von der VW-Stiftung 1 über die Doppelpedalhafe,

00:14:22: die auch Teile davon sind in die Ausstellungen gekommen.

00:14:26: Dann hatten wir eine Dissertation über einen Steinbeerflügel,

00:14:30: der Herrmann von Helmhals gehört hat.

00:14:32: Dann haben wir eine Dissertation über den Trompeter-Automat.

00:14:35: Dann machen wir selbst ganz viel zum Sprechapparat.

00:14:38: Ich habe ganz viel geforscht der Bündnislöten-Landung

00:14:41: und zum Termin-Stellung.

00:14:43: Wir haben eine Dissertation zum Sieben-Hinz-Studio

00:14:46: für elektronische Musik UNSO.

00:14:48: Unterneben haben wir sehr viele Scholaruniversitäts.

00:14:51: Also können sich Menschen bewerben, die zum Beispiel an einer größeren Arbeit arbeiten

00:14:55: und können halt eine Zeit lang, ein paar Monate hier im Deutschen Museum

00:14:58: mit den Beständen und den Korridoren hier arbeiten.

00:15:01: Und damit müh ich mich auch immer sehr, dass wir da viele bekommen,

00:15:05: weil ich kann das nicht alles selbst, natürlich.

00:15:07: Und dann ist es gut, die können sich dann halt das Ganze darauf konzentrieren.

00:15:10: Das ist schon ziemlich fantastisch.

00:15:12: Ich verweise jetzt ja noch, trotzdem noch,

00:15:14: Sie haben auch eine sehr beeindruckende Publikationsliste.

00:15:17: Und ich habe eins, habe ich mir jetzt aufgeschrieben,

00:15:19: dass es ein hübsches Gequäge sein ist, der Titel einer Schrift

00:15:23: "Zwanderthjahre Patent für Sprechende Puppen",

00:15:25: das Sie gemacht haben im Jahr 2024, wo umging es?

00:15:28: Also meine Sprechende Puppen, ja, okay, aber was genau war das?

00:15:31: Das war, ist ein sehr spannendes Thema

00:15:33: und es ist eine Folge der Forschung zum Sprechabarat.

00:15:36: Der Sprechabarat ist "Ligenden und Söden".

00:15:40: Und ich oder wir haben das schon mal ein bisschen aufgehäunt,

00:15:43: aber es ist noch nicht publiziert.

00:15:45: Und dabei stellte sich eben raus, dass es das erste Patent,

00:15:51: was es für Sprechende Puppen gibt,

00:15:53: das das vor 200 Jahren, 1824 in Paris erteilt wurde.

00:15:57: Und zwar dem Herrn Mälzel, den man von Metronomen kennt.

00:16:02: Und der auch ein Schraussteller war, der mit dem Schachtürken

00:16:06: durch die Gegend gezogen ist und so, also so ein,

00:16:09: ein Schaumel, ein wirklicher Schaumel,

00:16:13: der ist dann auch in die USA ausgewandert und so.

00:16:16: Und eigenartigerweise wusste man fast nichts

00:16:19: über diese Sprechenden Puppen.

00:16:21: Also ich bin denen so immer begegnet, es wurde so erwähnt.

00:16:24: Und dann wurde gesagt, der Mälzel hatte vielleicht auch den Sprechabarat

00:16:27: und so und ich bin dem dann nachgegangen

00:16:29: und habe dann eben festgestellt, dass es,

00:16:32: dass die Puppen recht erfolgreich waren.

00:16:35: Und auch wirklich sehr, sehr spannend.

00:16:37: Also die hatte auch am französischen Königshof gezeigt und so.

00:16:40: Und auch auf einer Industriemess und daher kommt dieses Zitat,

00:16:45: weil das ist so ein Ehepauss der Provinz, eher viel älter als sie.

00:16:50: Und sie ist dann auf der Messe und bringt irgendwie zwei Wagenladungen,

00:16:54: Sachen mit.

00:16:56: Und aus einer Tüte oder Tasche quägt es.

00:16:59: Und sagt er, was quägt?

00:17:00: Denn dann sagt sie, ja, ich habe eine Sprechende Puppe gekauft.

00:17:02: Weißt du nicht, dass es die jetzt gibt hier von Mälzel in Paris.

00:17:06: Und dann reden sie noch so ein bisschen, dann sagt er zum Schluss,

00:17:09: das muss ja ein schönes Gequäck sein,

00:17:11: wenn 100 Puppen in der Werkstatt von Herrn Mälzel durcheinander reden.

00:17:15: Und das ist oft so, das ist vollkommen überraschend.

00:17:20: Also ich wusste nicht, dass es das Thema gibt,

00:17:22: wusste ich einfach nicht.

00:17:23: Und dann forscht man an einem Detail oder einem Teil

00:17:26: seiner eigenen Forschung, forscht man weiter.

00:17:28: Und auf einmal hat man ein großes anderes Thema.

00:17:30: Das ist auch das Spannende, finde ich.

00:17:32: So ist es, so ist es.

00:17:33: Ich habe gerade ein Artikel, den habe ich schon gerade fertig geschrieben,

00:17:36: über Roboter vor Roboterin.

00:17:37: Da zaufte er natürlich mit dem Schachtürken auf.

00:17:40: Das würde man sagen, wenn es Kryptozoologen gibt,

00:17:45: das würde ich sie nennen.

00:17:47: Das sind keine echten Roboter, das sind ja alles andere.

00:17:49: Aber es gab die mit Dampf und mit Menschen drin und mit allem Möglichen.

00:17:52: Ich bin auch in dieses Loch reingefallen und dachte, Wahnsinn,

00:17:55: wie viel es da gibt, dann bin ich natürlich auch über den Mälzen.

00:17:57: Und auch darüber, wie lange man überlegt hat,

00:17:59: ob der Schachtürken nun tatsächlich,

00:18:01: also ein paar Jahrzehnte später hat er, hat Po,

00:18:06: noch irgendwie einen langen Artikel darüber geschrieben,

00:18:08: wo er darlegt, wieso der Schachtürke kein Automat ist

00:18:11: und nicht automatisch funktioniert.

00:18:12: Er hat sehr gut argumentiert, er po dabei.

00:18:14: Ja, ja, ja, klar.

00:18:16: Aber ich meine, wie erstaunlich,

00:18:18: weil es sich 50 Jahre lang hat er nichts gesagt.

00:18:20: Also, gab es die Diskussion, was ist es nun?

00:18:22: Die sprechende Puppen, wir gehen mal zurück.

00:18:24: Aber das gehört auch in die Zeit,

00:18:26: was Sie jetzt gerade sagen, dass es so viel Diskussionen gibt.

00:18:28: Ja.

00:18:29: Weil da entstehen ja die öffentlichen Zeitschriften damals.

00:18:32: Also die journalige, leerte Journal, würde man die vielleicht nennen.

00:18:35: Und da haben die sich ja immer Briefe geschrieben,

00:18:37: über die Zeitschrift oder das Journal,

00:18:40: und haben immer diskutiert.

00:18:42: Und einer hat geschrieben, dann hat der andere zurückgeschrieben.

00:18:44: Und es ist sowas ganz typisch, diese gelehrten Netzwerke.

00:18:47: Also sowohl mit Briefen, aber eben auch mit öffentlichen Briefen.

00:18:50: Das ist sowas ganz Typisches für die Zeit um 1800.

00:18:53: Unbestimmt eben auch spannend, da reinzugucken

00:18:56: und dann, wie Sie gerade gesagt haben,

00:18:58: plötzlich einen neuen Aspekt zu finden.

00:19:00: Plötzlich irgendwie eine Wortgruppe,

00:19:02: die über irgendwas erzählt, von dem man noch nie gehört hat

00:19:04: und sich überlegt, was ist es?

00:19:06: Was meinen Sie?

00:19:07: Und ist das jetzt, was übersehen wurde bis dato?

00:19:10: Und da dann weiter zum Beispiel, ich mir das super spannend vor.

00:19:13: Ich war auch nicht sicher, ob es wirklich übersehen ist.

00:19:15: Ich habe damit gar nicht glauben können,

00:19:17: habe ich mit ganz vielen Leuten ein Telefon hier,

00:19:19: sowohl von der Sprachgeschichtsforschung,

00:19:21: als auch von den Puppen und so.

00:19:23: Weil ich dachte, das kann eigentlich nicht sein,

00:19:25: weil der Melzel auch so berühmt ist.

00:19:27: Und habe auch Berge von Literatur durchgesungen.

00:19:29: Und dann stellte sich eben raus, dass es stimmt.

00:19:31: Also es gibt so einzelne Wörter oder einen Satz mal irgendwo mehr.

00:19:36: Wahnsinn.

00:19:38: Aber wir müssen noch mal zurückkehren zum

00:19:41: sprechenen Apparat als solchen.

00:19:44: Dieser Sprechapparat, wir verlinken natürlich ein Video dazu,

00:19:48: wo man sich das mal angucken und anhören kann,

00:19:51: ist auch eine ganz fantastische Geschichte.

00:19:54: Also man hat irgendwas aus Holz

00:19:56: und ich nehme mal an, damals noch irgendwas Schweinzeuten

00:19:59: oder irgendwelchen tierischen Bestandteileneder oder irgendwas.

00:20:02: Gummikautsch.

00:20:04: Gummikautsch.

00:20:06: Und Leder und so.

00:20:08: Die Hände reingesteckt werden und dann erzeugt das Stimmähnliche laut.

00:20:12: * Musik *

00:20:24: Also es hat eine relativ große Kiste,

00:20:27: in der der eigentliche Apparat bei einer versteckt ist.

00:20:30: Es ist so ein ganz kleines Kästchen.

00:20:32: Und in diese große Kiste greift man mit der rechten und linken Hand rein,

00:20:38: wenn man es spielt.

00:20:40: Und mit dem rechten Ellbogen bedient man den Balk.

00:20:42: Und macht er durch den Wind.

00:20:44: Also man hat das Wind nicht Luft, würde man ja sagen,

00:20:46: aber im Orgel bauen, das ist wie Orgel bauen, hat man das Wind.

00:20:49: Und die linke Hand ist dafür zuständig den Mund.

00:20:52: Das ist wie so ein Mundrichter zu formen.

00:20:54: Da kann man die verschiedenen Vokale machen.

00:20:57: Und mehr oder weniger die verschiedenen Vokale.

00:21:00: Und die rechte Hand liegt auf solchen Hebeln,

00:21:02: die auf diesem kleinen Kästchen sind.

00:21:04: Und da kann man die Konsolenten machen.

00:21:07: Und die Nasele, weil da gibt es solche zwei Nasenlöcher aus Papierrollen.

00:21:11: Und da kann man drauf fassen.

00:21:13: Und dann ist es M und N Nasele oder nicht Nasele.

00:21:16: Mit viel Phantasie kann man Worte oder Dinge daraus erkennen,

00:21:20: wann war das?

00:21:21: Und was hat er das für ein, hat das irgendwie Eindruck hinterlassen damals?

00:21:24: Ja sogar sehr stark.

00:21:25: Das war ein Modethema, was ich auch überraschend fand.

00:21:28: Also das habe ich nicht rausgefunden, sondern das wusste man schon.

00:21:30: Ende des 18. Jahrhundert war das ein Modethema.

00:21:32: Viele Menschen haben versucht,

00:21:34: haben versucht irgendwie die menschliche Sprache nachzuhaben.

00:21:37: Wie man ja auch andere Sachen nachgab.

00:21:39: Die Ente von Vokasseur oder den Schachtürken.

00:21:42: Ein Fake, aber das ist ja auch so was ähnliches.

00:21:44: Oder der Trompeterautomat.

00:21:45: Das geht alles in die gleiche Richtung.

00:21:47: Und viele haben auch das Wachstum,

00:21:49: versucht, Sprechapparate zu bauen. Die Akademie der Wissenschaften in

00:21:53: St. Petersburg hat wohl auch auf Hinweis von Leonhard Euler, den berühmten

00:21:57: Mathematiker, einen Wettbewerb ausgeschrieben, dass man versuchen sollte,

00:22:01: ob mit einer Orgel die menschliche Sprache nachgeamt werden könnte. Und der

00:22:05: Katzenstein hat etwas gebaut, was dann als Landlöchig als Vokal-Orgel gilt.

00:22:10: Das heißt, er hatte verschiedene pfeifenähnliche Dinge, mit denen man die

00:22:15: Vokale tun konnte. Und der Campeln hat auch erst mit sowas angefangen, aber ihm

00:22:20: ist dann aufgefallen, dass man Wörter nur sprechen kann, wenn die aus einem

00:22:23: Gefäß kommen, wie so unsere Mundhöhle. Also wenn ich immer "Oh, ey, drin geht es halt nicht,

00:22:29: sondern ich brauche eins." Und dann hat er versucht, den Menschenchensprecher bei

00:22:33: Apparat nachzubauen mit seinem Sprecherparat. Und das ist ihm zumindest

00:22:38: entteilen gelungen. Also ist schon auch beeindruckend, wenn man so hört, wie viel

00:22:42: da rauskommt, aber es hatte jetzt keinen... Hatte das irgendeinen praktischen Anwendungszweck?

00:22:47: Es ging erst mal um dies Nachahmen. Das war bei vielen Dingen damals so, dass

00:22:52: war ja so eine Zeit, die sehr viel Erkenntnis gesucht hat. Und der Campeln

00:22:56: wollte auch Gehörlose damit helfen. Er wollte denen in der Gesellschaft eine

00:22:59: Stimme geben. Das funktioniert aber mit seiner Art von Apparat nicht, weil das

00:23:05: kein Automat ist. Es muss gespielt werden wie ein Musikinstrument. Und wenn ich

00:23:10: nicht zöre, kann ich nicht feststellen, ob das richtig ist und ob es verständlich

00:23:14: ist. Von daher ist dieser Art von Apparat für dieses

00:23:16: "heere" Ziel, was er hatte, nicht geeignet. Er hat auch, als er in Paris war, hat er

00:23:21: auch die damals führenden Gehörlosen, Forscher und Leute hat er auch besucht.

00:23:27: Aber eben mit diesem Apparat, das war nicht der richtige Ansatz dafür.

00:23:32: Interessanterweise sind die späteren Ansätze oftmals, also die dann in den

00:23:38: 80ern beispielsweise gemacht wurden, ab den 70ern mit Computern Stimme zu

00:23:41: erzeugen, waren auch ganz viel ging es da, um Zugänglichkeit für Menschen, die

00:23:45: entweder Gehörlose waren oder die auch blind waren oder so. Also das ist

00:23:49: schon auch geblieben, dass das ein entscheidendes Thema für solche Sachen war.

00:23:53: Sie sagen, es war kein Automat. Da kommen wir nämlich zu den ebenfalls in der

00:23:57: Sammlung vertretenen Musikautomaten. Ab wann ist es denn ein Automat?

00:24:02: Für mich ist es ein Automat, wenn es kein Mensch spielen muss. Man muss

00:24:08: einen Automat natürlich in Gang setzen, aber der würde dann selbst die Musik

00:24:13: spielen. Und Sie haben vorhin schon gesagt, es ist auf jeden Fall auch ein

00:24:17: Instrument in der Sammlung, dass wie so eine Art Sequencer dienen kann, indem es

00:24:22: aufzeichnet, was gespielt wird. Das ist ja auch noch mal so ein interessanter Schritt.

00:24:26: Das ist Klavier oder was war das? Ein Schemballon oder ein Klavier?

00:24:30: Das ist also ein Schemballon mit einem Hammerflügelregister. Also es hat ein

00:24:35: kleines Klavier drin.

00:24:39: Ein Schemballon mit einem kleinen Klavier drin und mit einer Art Sequenzierter oder wie auch

00:24:43: immer Aufzeichnung des Gespielten. Das ist ja auch schon ziemlich fortgeschritten, oder?

00:24:50: Das heißt, dass die Leute, die komponieren, da dransitzen können und

00:24:53: ihre Komposition direkt hinten raus kommt. Aber wahrscheinlich nicht wirklich, weil

00:24:58: so etwas wie Anschlagstärke oder so, wird da wahrscheinlich nicht mit registriert oder doch?

00:25:02: Also es ist so, dass über den Seiten laufen ganz viele Drähte, die hinten mit

00:25:08: kleinen Bleistiften verbunden sind. Und über diese Drähte läuft eine ganz lange

00:25:14: Papierrolle, die ist so lang wie der Flügel, der es wird in Bewegung gesetzt, diese

00:25:19: Papierrolle. Und wenn ich eine Taste drücke, wird der Bleistift an die

00:25:24: Papierrolle gedrückt und macht einen Strich. Und wenn ich wieder absetze, dann ist der

00:25:29: Strich zu Ende. Das heißt, es ist so leicht, sind die Noten

00:25:35: Höhen und Dauern irgendwie drin. Man muss es dann auch übertragen und man kann es

00:25:39: nicht wieder abspielen. Ja, das ist ja gut gesehen.

00:25:43: Aber zumindest gibt es da automatische, automatisierte Art der Aufzeichnung.

00:25:47: Ja. Ist das in irgendeiner Form genutzt worden? Haben Leute das angenommen?

00:25:50: Also das hat Joseph Merlin in London gebaut, der war eigentlich Mechaniker und hat

00:25:55: unter anderem auch die Rollschuhe und eine spezielle Art des Rollstuhls

00:25:58: erfunden und hatte eben in London auch ein akustisches Kabinett, also auch viele

00:26:04: Automaten verschiedener Art drin waren. Und man weiß nicht genau, ob er auch den

00:26:09: Flügel wirklich selbst gebaut hat. Das ist sehr speziell, also so ein

00:26:13: Schämmerloß, schon sehr, muss sehr, sehr genau gearbeitet werden.

00:26:17: Man muss sich sehr gut auskennen, bis der Rollstuhl bauen kann.

00:26:20: Aber man weiß bisher nichts. Es gibt sehr viel Forschung schon zu dem Joseph Merlin.

00:26:25: Vielleicht wird man es irgendwann wissen. Das weiß ich jetzt wiederum nicht,

00:26:28: aber vielleicht. Also von daher ist es so ein Versuch und er Merlin war auch nicht

00:26:36: der einzige, der das versucht hat, solche Notenaufschreibsysteme zu entwickeln.

00:26:40: Und was sind Automaten, die dann jetzt schon in der Ausstellung drin sind, die

00:26:45: man auch bewundern kann? Also wir haben zum Beispiel ein Zwitscher-Automat.

00:26:50: Das ist ein sehr großer Automat mit einem Baum und sehr vielen Vögeln darin und die

00:26:54: Zwitschern und bewegen sich. Von wann ist der? Aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

00:27:00: Das ist ein sehr berühmter, weil es von Bordeaux in Paris gebaut worden ist.

00:27:06: Man war spezialisiert auf solche Automaten und man weiß relativ viel über

00:27:11: Born Town und unserer ist aber nach dem, was ich weiß, der mit Abstand größte, den es überhaupt gibt.

00:27:18: Wieso hat er das gebaut? Also was war der?

00:27:21: Als für ein großbürgerliches oder adeliges Haus als Stadtungssymbol.

00:27:27: Und das ist bezaubernd. Also absolut bezaubernd.

00:27:30: Wir spielen hier ein Klangbeispiel des Zwitscherbaumes ein.

00:27:33: [Musik]

00:27:54: Wie funktioniert der?

00:27:56: Also der Zwitscher-Automat hat erstmal diese Platte, wo die ja der Baum und Blumen und Schmetterlinge und Vögel und ein Wasserfall und so alles drin sind.

00:28:07: Und im unteren Teil hat er natürlich das Drahtwerk, was dann diese ganzen Dinge bewegt.

00:28:14: Und er hat vor allem kleine Pfeifen und kleine Belge, die die Musik machen.

00:28:19: Oder das Zwitscher, man kann nicht sagen, dass es Musik ist.

00:28:22: Und das ist eine spezielle Art von Programmeträger. Also nicht das, was man bei anderen Automaten hat.

00:28:28: Das heißt Kurvenscheibe. Das heißt, die Scheibe ist nicht irgendwie gezackt gleichmäßig, sondern die ist unterschiedlich.

00:28:35: Der Außenumbriss ist unterschiedlich.

00:28:38: Und wir haben auch eine Demo dort, eine Hands-on Demo, da können Sie das auch selbst ausprobieren.

00:28:43: Da wird sowohl die Tonhöhe verändert, als auch der Luftdruck.

00:28:47: Und dadurch kriegt das so was Zwitschern.

00:28:49: Und man hätte, also wenn man jetzt andere davon entworfen hätte und gebaut hätte,

00:28:53: eben von diesen Scheiben hätte man dann ein anderer Ergebnis erzielt sozusagen.

00:28:56: Das Programm mit anderen Automaten auch austauschen.

00:28:59: Also austauschen kann man das Programm nicht.

00:29:02: Weil es fester gebaut ist.

00:29:04: Das ist auch erst später. Das kommt erst später, dass man ein Programm austauschen kann.

00:29:09: Kommt das mit diesen eben, die Sie ganz am Anfang erwähnt haben, mit diesen Klavieren,

00:29:13: die man jetzt auch vielleicht manchmal aus Filmen noch kennt, wo dann so ein Loch,

00:29:19: praktisch ein Lochpapier durchgezogen wird, was dann sozusagen bei Webstühlen kennt man es ja auch,

00:29:27: das Programme eben auf Lochkarten oder so waren.

00:29:29: Ist das dann das erste, wo das regulär so zu meint, also wo dann Automaten so funktionierten?

00:29:33: Die Automaten gibt es schon immer bei einer Nur halt mit anderen Programmeträgeln.

00:29:38: Und ganz spät haben die ersten Lochstreifenrollen oder Notenrollen, das ist das, was Sie gerade geschildert haben,

00:29:45: die dann eben selbstspielende Klaviere steuern.

00:29:48: Und von denen gibt es sehr, sehr viele unterschiedliche Typen und entsprechend unterschiedliche Rollen.

00:29:54: Okay, also wenn Sie sagen, Automaten gibt es schon was immer, was sind denn die ersten?

00:29:58: Also gibt es schon in der Antike und dem alten Arabien und der Mittelalte.

00:30:02: Kommen wir von den Automaten mal weg zu etwas moderneren Sachen, Sie haben auch den Nachlass von Oscar Salamit da.

00:30:10: Der, also ich muss gestehen, als wir das vorgespräch hatten,

00:30:15: hätten Sie mein Gesicht gesehen, ich hätte einfach so vor mich hingestürt und hätte gedacht, okay, Oscar wäre.

00:30:21: Aber der Mann ist tatsächlich ziemlich berühmt, er hat unter anderem die Schreie von den Vögeln,

00:30:26: in Hitchcocks Filmen die Vögel gemacht. Was hat er denn noch gemacht?

00:30:31: Also er hat komponiert und er ist aufgetreten, auch in Barreuth zum Beispiel, bei den Opern.

00:30:37: Und er hat sehr, sehr viel Filmmusik gemacht.

00:30:40: In den 50er, 60er Jahren, als er aktiv war, gab es Industriefilme, das kennen wir heute gar nicht mehr.

00:30:46: Oh doch, der Bruch schon mal gearbeitet.

00:30:48: Ja, das ist was anderes heute.

00:30:50: Nein, heute ist das glaube ich was anderes, weil das waren wirkliche Kunstfilme, das waren keine Werbefilme.

00:30:56: Das stimmt, die waren viel aufwendiger und sehr ordentlich gemacht.

00:30:59: Also es sind Kunstfilme, für die man auch die besten und experimentellsten Regisseure genommen hat.

00:31:04: Es gab eigene Industriefilmfestivals, wo man nur diese Filme gezeigt hat.

00:31:09: Und zu diesen avancierten Filmen wollte man eben gerne eine avancierte Musik.

00:31:14: Und die war eben dann oft elektronisch. Also Hammond, Orgel, Oscar Salah, Siemens Studio und Chico,

00:31:20: also alles Mögliche ist dann da gemacht worden.

00:31:23: Und das Siemens Studio für elektronische Musik ist für so einen Film überhaupt gegründet worden.

00:31:28: Impuls unserer Zeit hieß es, weil Siemens halt einen Unternehmensfilm haben wollte.

00:31:32: Man darf es nicht verwechseln mit den heutigen Werbefilmen, weil das sind zwei komplett verschiedene Sachen.

00:31:39: Okay, und er hat dann praktisch, war dann sozusagen auch einer technologischen Spierspitze mit dem, was er da gemacht hat.

00:31:48: Ja, also er hat ja das Trautonium, was er gespielt hat, ist ja 1930 erfunden worden in Berlin von Friedrich Trautwein.

00:31:57: Deshalb auch der Name in der Rundfunkversuchsstelle an der Hochschule für Musik.

00:32:01: Und Salah ist dann relativ, weil er da studiert hat, beihin mit, hat Salah studiert,

00:32:06: ist er relativ schnell da gelandet in der Rundfunkversuchsstelle

00:32:10: und hat dann eben auch am Telefonkentrautonium, was in Kleiner Sähe gebaut wurde,

00:32:14: und hat dann für den Rundfunk-Eintrautonium gebaut, dann in den Ende der 30er-Anfängen der 40er-Jahre-Eintrautonium,

00:32:20: mit dem er auf Konzerte gehen konnte.

00:32:22: Und eben nach dem zweiten Weltkrieg dann das Instrument, auf dem er die ganzen berühmten Sachen gemacht hat.

00:32:28: Und dann wurde es erst mal stiller um ihn, 1980 gab es eine große Ausstellung in Berlin.

00:32:34: Und dann wurde er so eine Ikune für Kraftwerk und diese ganzen jungen Elektromusiker

00:32:41: und wurde sehr, sehr viel eingeladen und ist sehr viel gereist

00:32:44: und ist bei Podiumsdiskussionen aufgetreten und so.

00:32:47: Und da hat das Museum den kompletten Nachlass und was sind da so Highlights aus diesem Nachlass?

00:32:53: Also ich nehme an auch die Aufzeichnungen, Bänder und so was, alles wird ja dann alles hier vor Ort sein, ne?

00:32:58: Also wir haben über 100 Geräte von ihm aus seinem Studio, zum Teil sehr alte, also aus den 30er-40er-Jahren,

00:33:07: was niemand wusste, dass er sie hatte, bevor wir dann halt das alles verzeichnet haben.

00:33:12: Das Archiv rechnet in Regalmetern und das Archiv hat 80 Meter Salar.

00:33:20: Und davon sind über 1000 Tonen und Perfubänder.

00:33:25: Ist das schon in irgendeiner Form komplett aufgearbeitet?

00:33:27: Ja, perfekt.

00:33:30: Wir hatten vor Jahren, wir gab es ein Programm, das hieß "Cool".

00:33:35: Konserviere und Restaurierungen mobilen Kulturguts, das hat die Kulturstiftung des Bundes und der Länder haben das finanziert

00:33:42: und wir haben uns mit den Salatonbändern beworben.

00:33:45: Und da wurden die komplett digitalisiert und verzeichnet und normiert.

00:33:51: Und das Besondere ist, dass dafür eine neue Technik der Digitalisierung entwickelt wurde.

00:33:57: Weil viele sind ja so Geräusche, was er macht, so ein Blub oder Kreisch oder Flatter oder so was.

00:34:03: Und das ist schwierig zuzuordnen.

00:34:06: Und er hat zutiefst mit den Bändern gearbeitet.

00:34:09: Er hat geschnitzelt und draufgeklebt und draufgeschrieben und so.

00:34:12: Und wenn man das nicht auch visuell digitalisiert hätte, wäre das alles weg gewesen.

00:34:17: Und dann haben unsere Kooperationspartner, die die Digitalisierung gemacht haben,

00:34:21: dann eben ein neues Verfahren entwickelt, was eigentlich für die ganzen Tonbahnkünstler aus der Zeit jetzt das Richtige ist,

00:34:28: was ich auch, also das haben wir überall kundgetan und wir haben, wenn man zu dritte und dann den Bike,

00:34:32: wurden immer abwechslend eingeladen zu so den Lachen.

00:34:36: Und das fand ich gut, weil das wirklich ein ganz neuer Schritt war für den Umgang mit dieser ganzen Musik,

00:34:41: nicht nur aus Kasala, sondern das ganze Art von Musik.

00:34:44: Das mag jetzt heute alles ein bisschen antiquiert erscheinen,

00:34:47: aber bevor es die Möglichkeiten von Sampling gab, bevor Computer überhaupt die Speichermöglichkeiten von Audioschnipseln hatten,

00:34:53: und bevor Leute einfach so, die auch benutzen konnten.

00:34:56: Also selbst wenn die da gewesen wären, hätte die niemand zu Hause oder hätte die auch niemand in dem Studio gehabt oder so.

00:35:01: War es ja total üblich, dass alles zusammengeschnipstet wurde.

00:35:04: Da gab es eine Schneidergeschichte, das wurde teilweise auf den Boden geschmissen, dann wurde was rangeklebt,

00:35:11: dann wurde das wieder neu verkettet und so was wie Nicht-Linear gab es nicht.

00:35:16: Es war alles war linear, wenn man was kaputt gemacht hat, dann konnte man sich schön kümmern,

00:35:20: wie der ganze Kram wieder zusammenpasst, weil man hat ja dann am Ende auch meistens nicht das Band abgespielt,

00:35:25: dass so zusammengeklebt war, sondern man hat es gedappt, also sprich auf ein neues Band gespielt,

00:35:29: dass wiederum dann die Repräsentationen dessen war, was jetzt das Werk ist.

00:35:34: Und das heißt, es gibt ja eigentlich dann auch keine Rohschnitte oder so oftmals,

00:35:38: aber umso wichtiger ist, wenn es solche gibt, die dann auch eben so zu konservieren, wie sie eben gedacht waren

00:35:45: und nicht nur einfach, ja, es gibt einen 24 Kilo, Herr Neuner, was ein 48 Kilo Herzwaff-Datei,

00:35:52: dann kann man sich die schön anhören, aber das ist ja nicht eine Repräsentation dessen, was es in Wirklichkeit ist.

00:35:56: Es gab natürlich Digitalisierungsverfahren, das ist ja klar, ne?

00:35:59: Ja, los.

00:36:00: Also eine Audio-Digitalisierung, das ganze Tiefen ist ja klar.

00:36:02: Genau, das meint ihr, das war eine Tiefenwaff-Datei, die dann irgendwie...

00:36:04: Das gab es ja vorher, aber diese Verknüpfung mit dem visuellen war nicht

00:36:07: und das war auch sehr, sehr komplex, das umzusetzen.

00:36:10: Das glaube ich.

00:36:11: Genau, das sind über 1000 Bänder, die da sind, und zum Teil kommen auch sowohl Forscher als auch Musiker,

00:36:17: die dann gerne die Klänge verwenden wollen.

00:36:19: Zum 100 Jahre hatten wir von Ammer und Konsolen das, wo sie eben die...

00:36:23: Das war ein Thema, die Tonbänder waren, das Thema eigentlich, dieses tollen Stück, was sie gemacht haben.

00:36:28: Also so, dass auch die Arbeit, die wir machen, war dann auf einmal Teil stand, auf der Bühne, so zu sagen.

00:36:33: Das war ganz nett.

00:36:34: Wir können erst wahrscheinlich noch eine ganze Weile weiterrehen, aber ich möchte die Zeit auch noch nutzen, um das Termin zu sehen.

00:36:40: Ich habe noch die Frage, die ich dann auch immer stelle, welche Museum bin.

00:36:43: Was gibt es denn...

00:36:44: Es gibt ja für Sie als Kuratorin wahrscheinlich immer noch so Sachen, wo Sie sagen,

00:36:47: "Uh, das wäre toll, wenn wir das hätten", oder "Das wäre so ein bisschen der Heilige Gral".

00:36:50: Was sind denn Dinge, die Sie noch suchen, oder die Sie gerne hätten?

00:36:53: Oder die Sie vielleicht in der Form schon haben, aber in der anderen, die da möchten, oder?

00:36:57: Also ich würde gerne den Bereich elektronische Musikinstrumenten und Synthesalzer weiter ausbauen.

00:37:04: Also gerade die frühen elektronischen Instrumente aus den 30er Jahren, das ist extrem schwierig.

00:37:10: Und das Deutsche Museum hat die führende Sammlung auf der Welt, weil es von Anfang an gesammelt hat.

00:37:14: Also es hat sich damals sofort bei Erfindungen immer an die Erfinder genannt.

00:37:18: Das wäre schön, aber da müssten erst mal Instrumente auftauchen, überhaupt, die da sind.

00:37:22: Vor ein paar Jahren war es so, da ist eins von nur zwei auf der Welt erhaltenen,

00:37:27: Termin-Shelly ist aufgetaucht und das konnten wir dann kaufen.

00:37:29: Das war ganz schön, wo uns alive dran war.

00:37:32: Und natürlich würde ich schon gerne auch weitere Hammerflügel,

00:37:38: weil das ist eins meiner Spezialgebiete und auch das ist eins meiner Lieblingsinstrumenten.

00:37:43: Dass man da irgendwie hochrangige Instrumente oder auch weitere Typen noch hat.

00:37:48: Es gibt es eigentlich in jedem Bereich.

00:37:50: Also es ist jetzt schwierig für mich zu sagen, was man da...

00:37:53: Aber kann man denn spenden?

00:37:54: Ja.

00:37:55: Gibt es, wenn ich jetzt auf dem Dachboden die Stradivari aus irgendeinem Grund habe,

00:37:59: ich habe beschlossen, ich möchte sie nicht bei, hier setzen wir das Equivalent für eBay,

00:38:03: für Stradivaris ein, verkaufen, sondern ich möchte sie da allgemein herzugängig machen,

00:38:07: kann man sich an sie wenden.

00:38:08: Ja, es gibt ein Formular auf der Website auch.

00:38:11: Man kann mich auch direkt anschreiben und ungefähr schildern, was man hat und was man vorhat.

00:38:17: Und dann prüfe ich das, ob das für uns interessant ist oder ob wir das schon haben.

00:38:21: Und dann bekommt eine Antwort.

00:38:23: Dann gibt es ja noch einen Aspekt, der immer auch mit rein spielt.

00:38:26: Das ist die Konservierung bzw. dann auch wahrscheinlich die Reparatur von Instrumenten.

00:38:31: Passiert das auch hier vor Ort?

00:38:33: Ja, also teilweise passiert es vor Ort.

00:38:36: Haben Sie da so ein Team von Leuten, die dann...

00:38:38: Also wir haben einen Restaurator, einen Musikinstrumenten Restaurator

00:38:41: und wir haben andere Restauratoren für bestimmte Materialien oder andere Objektgruppen

00:38:46: und die arbeiten viel zusammen.

00:38:48: Und für bestimmte Instrumentgruppen holen wir aber Spezialisten von außen.

00:38:51: Jetzt gibt es ja da, also ich kenne das nur aus der Computertechnologie oder Informationstechnikbereich,

00:38:57: da gibt es ja dann immer die Paradigmen, okay, das Ding muss exakt so aussehen, wie es vorher war

00:39:03: und alle Werkstoffe müssen gleich sein und alles muss exakt sein

00:39:06: oder das Paradigma, ja, es sollte spielbar, es sollte funktionieren.

00:39:10: Ist das nur eine Gradwanderung bei Ihnen oder gibt es da irgendwie eine klare Regel, wie Sie vorgehen dann

00:39:15: oder was Sie sagen, was hat Priorität?

00:39:19: Das kann man nicht vorschal sagen und es gibt auch noch mindestens eine dritte Richtung,

00:39:25: weil nicht alle Dinge sind ja heute so überliefert, wie Sie aus der Fabrik kamen,

00:39:29: sondern viele wurden ja modifiziert im Museum, sprich mal immer von einem gewachsenen Zustand,

00:39:34: also wenn sie am Fahrrad die Pedale auswechseln oder irgendwas dran bauen, ein Motor oder so,

00:39:39: will man dann es zurückbauen zum ursprünglichen Zustand

00:39:42: oder lässt man das, was ja auch eine Aussage über die Technik und die Sozialgeschichte und so was hat.

00:39:47: Also das ist dann so eine Frage, die es gibt.

00:39:50: Und also jede seriöse Restaurierungsentscheidung geht mit sehr viel Forschung einher.

00:39:56: Sehr, sehr viel.

00:39:58: Erst mal festzustellen, ist es ein sehr seltenes Objekt, wie der Sprechapparat oder der Trompeteautomate,

00:40:04: gibt es nur ein einziges Mal auf der Welt.

00:40:07: Also wenn die hin sind, gibt es die nicht mehr, aber Steinerflügel, also gibt es halt ganz viele.

00:40:14: Das ist das eine, das zweite ist natürlich zu prüfen, wenn man sie spielen wollte,

00:40:19: oder wenn es funktionieren sollte, was ist das Problem.

00:40:22: Also wenn sie jetzt nicht mehr spielen würden, müsste man schauen, was müsste man tun, um sie spielbar zu machen.

00:40:28: Und auch ist es gefährlich für das Instrument, wenn man es spielt.

00:40:32: Ah ja.

00:40:34: Also weil es werden ja die Leder abgenutzt, die Kniele oder wenn man Holzplatzinstrumente lassen,

00:40:38: wir zum Beispiel überhaupt nicht spielen, weil da halt die liegen hier 50 Jahre trocken.

00:40:43: Und dann kommt jemand und bläst mit Zeuchtenarten rein.

00:40:47: Und wenn dann muss man das sehr gut mit den Restauratoren auch vorbereiten.

00:40:50: Also es kommt auf die Instrumente Familien an und es kommt auf die einzelnen Instrumente sehr stark an.

00:40:56: Und dann ist ja auch die Frage, ist es ein, zum Beispiel unser Steinwehr-Hähmholz-Flügel,

00:41:01: der ist in alten Zustand, wurde wohl nie was dran gemacht, was unglaublich ist.

00:41:07: Und den haben wir zum Beispiel nicht hochgezogen auf 440.

00:41:11: Also wir haben den auf seinem Stimpton gelassen.

00:41:14: Und dadurch klingt er natürlich anders als der historische Flügel.

00:41:19: Und er hat jetzt abgespielte Hemmer, abgespielte Filze.

00:41:24: Das heißt, dass das auch nicht ganz der historische Klang, den wir da haben.

00:41:29: Und da ist immer die Frage, möchte ich trage das materielle Dokument oder das klingende Dokument.

00:41:35: Und in wenigen Fällen geht es zusammen und dann muss man eben auch Entscheidungen treffen.

00:41:41: Und es gibt ja noch eine andere Möglichkeit, neben Spielen und Nichtspielen,

00:41:46: auch eine möglichst exakte Kopie zu bauen.

00:41:51: Und das ist halt ein Nachbau, weil es ja auch die Frage mit alten Holz und so.

00:41:57: Also das ist eine sehr spezielle Geschichte.

00:41:59: Also dieser ganze Bereich der Restaurierung und Konservierung ist ein riesengroßer Bereich.

00:42:05: Der schwierig ist jetzt so in ein paar Sätzen zu skizzieren,

00:42:09: weil es eben auch so ein Komplex ist, was man dann beachten muss.

00:42:13: Und diese Entscheidungen, wenn sie in Richtung Klang gehen,

00:42:17: führen dann unter anderem dazu, dass man diese Instrumente denn hier auch hören kann.

00:42:21: Also es gibt beispielsweise im Herbst Konzerte hier.

00:42:24: Und ja, man kann einfach vorbeikommen und es gibt Führung.

00:42:27: Also ich finde ja, was ich besonders charmant finde, ist, dass es jeden Tag Führung gibt

00:42:32: und die kostenlos sind, und man dann einfach reinkommen kann und sagen,

00:42:35: okay, weil oft ist es bei Museen so, im schlimmsten Fall ist es so,

00:42:39: wie Sie ganz am Anfang gesagt haben.

00:42:41: Ich sehe einfach 500 ziemlich exakt gleichaussehende Dinge,

00:42:44: von denen ich schon von Anfang an, als ich reingekommen hatte, wenig Ahnung hatte

00:42:48: und jetzt nicht viel mehr Ahnung bekomme, indem ich sie 500 mal sehe

00:42:51: und so einen kleinen, bergigen Text.

00:42:53: Selbst Museen, in denen das besser aufgearbeitet ist.

00:42:56: Ich habe immer das Gefühl, wenn es mir jemand erklärt,

00:42:58: kriege ich viel, viel, viel mehr mit, als wenn ich nur einfach Beschreibungstafeln lese.

00:43:02: Ich meine, es ist immer schön, wenn man vielleicht mehrmals kommt

00:43:05: und dann sowas vertieft und sich mal in so eine Ecke setzt und mal guckt

00:43:08: und das dazu lädt dieses Museum definitiv auch ein, das mehrmals zu machen,

00:43:13: aber es ist eben auch toll, wenn jemand die Sachen erklärt.

00:43:17: Und damit sind wir am Ende des Podcasts.

00:43:19: Vielen Dank, Frau Berdowx, dass Sie uns das jetzt mir erklärt haben,

00:43:22: was wir alles erhören.

00:43:24: Wir gehen jetzt hoch und spielen ein bisschen Termin

00:43:27: und dann gucken wir mal weiter.

00:43:29: Und ja, vielen Dank fürs Zuhören, Anregungen für Themenhinweise, bitte unter podcast@golm.de

00:43:35: Und bis zum nächsten Mal!

00:43:37: Ich wünsche euch viel Spaß im Video.

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