Das Fernsehen und die Gleitbombe

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00:00:00: Besser wissen, der Podcast von Golem.de

00:00:05: Hallo und herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe.

00:00:07: Mein Name ist Martin Wolff und ich bin Podcastbeauftragter von Golem.de

00:00:10: und ich befinde mich in Berlin hinter dem Deutschen Technikmuseum

00:00:15: bei Professor Josef Hoppe.

00:00:16: Zum zweiten Mal schon, zum ersten Mal hatten wir ein schönes Thema

00:00:20: und diesmal haben wir auch ein schönes Thema.

00:00:21: Es soll uns fernsehen gehen.

00:00:23: Bevor wir anfangen, war jetzt wahrscheinlich nicht alle

00:00:27: unseren ersten Podcast zu AEG gehört haben,

00:00:29: auf den ich hier mit verweise und der sich im Archiv befinde.

00:00:32: Sage ich noch kurz, was zu Ihnen ist.

00:00:34: Sie sind unter anderem tätig im Berliner Zentrum Industriekultur,

00:00:37: die ganz tolle Fahrrad- und Fußrad-Wege,

00:00:41: Wegweiser rausgeben, die man sich angucken kann,

00:00:44: wo man Berliner Industriekultur hautnah erleben kann und wandern kann.

00:00:48: Und Sie waren mal Chef der Abteilung "Sammlung und Ausstellung"

00:00:52: mit einem Schwerpunkt auch zum heutigen Thema

00:00:55: bei der Stiftung "Deutsches Technikmuseum Berlin".

00:00:57: Ich habe das richtig gesagt.

00:00:59: Sehr schön. Gibt es irgendwas hinzu zufügen?

00:01:01: Genau genommen war es so, dass ich im Technikmuseum angefangen habe,

00:01:04: als Kurator mit dem Aufgabengebiet eine Sammlung zum Thema

00:01:09: Nachrichtentechnikgeschichte aufzubauen,

00:01:13: weil als das Technikmuseum gegründet wurde in den 80er Jahren,

00:01:17: gab es zu verschiedenen Sammlungsgebieten bereits Sammlungsbestände,

00:01:20: aber genau zu diesen Themen gab es nichts.

00:01:23: Also weder zu Rundfunk, Telefon, Fernsehen, Computerrei,

00:01:28: alles das existierte nicht in der Sammlung.

00:01:31: Das war eine super tolle Aufgabe dann in den ersten Jahren,

00:01:35: sich mit diesen Themen intensiv zu beschäftigen,

00:01:39: mit der Geschichte dieser jeweiligen Fachrichtungen intensiv zu beschäftigen

00:01:43: und dann überall in Deutschland und teilweise auch in der Welt,

00:01:49: Objekte zusammenzutragen, die die Berliner Technikgeschichte

00:01:54: und die Berliner Anteil insbesondere auch an der Entwicklung der Telekommunikation

00:01:59: in ausreichender und repräsentative Art und Weise

00:02:03: in einer Ausstellung unter Beweis stellen könnten.

00:02:06: Wir kommen gleich schön, wir starten sowieso mit den Berliner Anteil,

00:02:10: aber bevor wir das machen, muss ich noch kurz darauf zurückkommen.

00:02:13: Ihre letzte Mail, weil Sie gesagt haben, Sie waren ordentlich unterwegs,

00:02:16: Ihre letzte Mail, ich zitiere, kommt von Kürkénis an der russischen Grenze.

00:02:20: Was haben Sie da gemacht?

00:02:22: Ich war mit Furtigruten unterwegs und wir sind die norwegische Atlantik-Küste

00:02:29: mit dem Postschiff und aufgedüst, ganz viele Stationen unterwegs gesehen

00:02:33: und begangen, erlebt und die letzte Station war eben Kölkernis.

00:02:38: Wir fangen beim Urschleim an, eine Frage habe ich noch,

00:02:42: Sie sind 102 Jahre älter als ich.

00:02:45: Können Sie sich erinnern an eine Zeit, oder als Sie aufgewachsen sind,

00:02:49: hatten Sie Fernsehen direkt von Anfang an?

00:02:51: Nein.

00:02:52: Sie können sich noch eine Zeit vom Fernsehen erinnern, meine ich?

00:02:55: Na ja, nein, natürlich gab es Fernsehen, klar.

00:02:57: Klar, aber ich meine, in der Familie, das meine ich.

00:03:00: Aber wir hatten zu Hause keinen Fernsehen, das war bei meiner Familie

00:03:04: und der materiellen Ausstattung.

00:03:07: Erstens, schwierig, Fernsehen war teuer,

00:03:10: zweitens, wollten die das auch, glaube ich, nicht,

00:03:13: aber wir Kinder, ich bin auf dem Dorf aufgewachsen,

00:03:17: fanden Fernsehen natürlich immer schon total spannend

00:03:20: und was es dann gab, waren sozusagen kleine Public View in Gesellschaften

00:03:27: der Kinder der Nachbarschaft, die sich dann bei der Familie

00:03:31: nachmittags eingefunden haben, die den Fernseher hatten

00:03:34: und dann haben wir da zusammen ein oder zwei Stunden Fernsehen geguckt

00:03:38: und das war natürlich super, weil dann waren wir auch gleich zu vielen

00:03:42: und das hat sehr viel Spaß gemacht.

00:03:45: Und wir selber haben erst relativ späten Fernseher gehabt,

00:03:48: ich weiß gar nicht mehr genau, in welchem Jahr,

00:03:51: aber das war schon etwas sehr Besonderes, wenn der Fernseher ins Haus kam.

00:03:55: Also ich kann mich nämlich nicht erinnern, also meine Familie hatte immer

00:03:58: einen Fernseher zum nächsten schwarz-weiß Fernseher, der wanderte dann

00:04:00: ins Kinderzimmer, als der Farbfernseher ins Wohnzimmer kam

00:04:02: und dann hatten wir Kinder auch in riesengroßen alten Fernseher und Zimmer.

00:04:07: Also dieses Medium hat schon auch ganze Generationen jetzt inzwischen geprägt

00:04:13: und es fing aber ganz klein an und es fing vor allem an überhaupt nicht so,

00:04:18: wie es am Ende dann war, können wir das heute vorstellen,

00:04:22: mit einer Bildröhung, Glas und dieser Kasten und Farbe und allem.

00:04:25: Und der Anfang war völlig anders, der Anfang war mechanisch.

00:04:29: Wie kam das?

00:04:32: Das Fernsehsystem hat anders als zum Beispiel der Rundfunk

00:04:36: eine unglaublich lange Entwicklungsgeschichte gehabt,

00:04:39: weil, das darf man einfach nicht unterschätzen,

00:04:42: Fernsehen ist ein hochkomplexes System, im Prinzip heute auch noch,

00:04:46: aber es brauchte, um Fernsehen tatsächlich als System realisieren zu können,

00:04:52: die Entwicklung von ganz ganz ganz vielen Komponenten,

00:04:55: die auch als System wunderbar ineinander greifen mussten,

00:04:59: damit dann hinterher so etwas wie Fernsehen tatsächlich funktionieren konnte.

00:05:03: Und der Impuls dazu, dass man sich mit der Idee Bilder zu übertragen beschäftigt hat,

00:05:11: waren vor allem zwei Dinge, das war die Telegraphie,

00:05:14: wo man Zeichen übertragen konnte, kurz lang, Kedida, Mosse, Zeichen und das Telefon.

00:05:22: Also mit dem Telefon war es auf einmal seit Anfang der 1880er-Jahre möglich,

00:05:28: dass sozusagen eine unmittelbare Kommunikationsleistung, typisch menschlich,

00:05:34: nämlich das Sprechen, das Zuhören, die Sprachverständigung,

00:05:39: über ein technisches Medium relativ perfekt und schnell auch umgesetzt werden konnte.

00:05:45: Und es hat in der Folge dieser beiden großen Erfindungen,

00:05:51: da kam die Schallplatte im Grunde auch noch dazu,

00:05:53: es war also auch möglich, Sprache, Musik zu konservieren, immer wieder neu aufzuführen,

00:05:57: warum ist es denn nicht möglich, sozusagen diese Transportleistung von Ton

00:06:04: und die Speicherleistung von Ton auch entsprechend um das Bild zu erweitern oder zu bereichern.

00:06:13: Und schon in den 1840er-Jahren hat man angefangen, irgendwelche Apparaturen zu entwickeln,

00:06:19: wo man Bildvorlagen so abtastete, dass man versucht hat,

00:06:24: da draußen elektrisches Signal so zu entwickeln, dass an irgendeiner Stelle

00:06:28: eine Wiedergabe dieses Bildes möglich war.

00:06:30: Man hat mit metallischen Vorlagen operiert,

00:06:33: man hat mit allen möglichen anderen Elementen gearbeitet,

00:06:39: um Bilder auch an anderer Stelle verfügbar zu machen.

00:06:44: Es gab eine Reihe von Publikationen, Erfindungsvorschlägen,

00:06:49: nichts davon hat wirklich funktioniert.

00:06:51: Also man kann sagen, das gesamte 19. Jahrhundert war, da war diese Idee immer da,

00:06:58: aber hat nicht wirklich Früchte getragen.

00:07:02: Und jetzt muss man vielleicht nur mal kurz darauf eingehen,

00:07:06: was eigentlich das Problem ist, wenn man so etwas wie Fernsehen realisieren will.

00:07:11: Das hat mit den vielen Systemen, Komponenten zu tun, die man da braucht.

00:07:15: Also grundsätzlich ist es so, man braucht ein Signal,

00:07:18: das irgendwie übertragen werden kann als elektrisches, elektromagnetisches Signal.

00:07:23: Dazu muss nicht nur ein feststehendes, sondern möglicherweise auch eine bewegliche Szene abgetastet werden.

00:07:30: Das heißt, ich brauche so etwas wie eine Kamera.

00:07:33: Eine Kamera setzt sich aber auch wieder aus unterschiedlichen Elementen zusammen,

00:07:37: Bildsensoren, also ein bestimmter Lichteinfall muss,

00:07:42: sozusagen die Stärke eines elektrischen Signals übersetzt werden.

00:07:46: Dann ist es so, dass man nie auch beim Fernsehen heute die Gesamtinformation eines Bildes parallel überträgt,

00:07:54: sondern das ist immer eine sequenzielle, also eine Abtastung von Bildpunkten,

00:07:59: die danach ineinander in ihren bestimmten Werten übertragen werden.

00:08:03: Das heißt, ich brauche ein Zerlegungsprinzip für das Bild.

00:08:07: Ich brauche Verstärkungsmöglichkeiten.

00:08:11: Ich muss sozusagen das Bild dann in irgendeiner Form, das Bildsignal, auf eine Reise schicken über Kabel oder Antenne oder wie auch immer.

00:08:22: Und das Bild muss dann an anderer Stelle reproduziert werden.

00:08:27: Das heißt, ich brauche einen Apparat, der sozusagen diese sequenzielle, also in einer Reihe erfolgende Abtastung von Bildpunkten in ihren jeweiligen Werten,

00:08:38: in der Lage ist zu rekonstruieren und auch so wiederzugeben, dass ich was sehen kann.

00:08:44: Und dazu braucht man dann auch wieder Verstärke.

00:08:47: Und dazu braucht man vor allen Dingen Steuerungseinrichtungen,

00:08:49: weil die Sendeinrichtungen und die Empfangseinrichtungen müssen absolut synchron laufen, sonst habe ich eine Bildverzerrung.

00:08:56: Und bis hin zu dieser Frage, wie kriegt man so etwas wie eine Synchronicität her von dem abgehenden Bild und dem zu empfangenen Bild?

00:09:05: Das waren schon große, große Herausforderungen, die für das 19. Jahrhundert einfach gar nicht so ohne Weiteres bewältigt werden konnten.

00:09:14: Und wenn wir jetzt uns mal kurz zurückversetzen, wie im Vergleich Radio schon dann auch zum 20. Jahrhundert empfangen war,

00:09:24: da war am Ende, war es so trivial, es gab sogar kleine Postkarten mit Steckern dran, da konnte man seinen Kopfhörer ranmachen

00:09:34: und dann per Detektor ohne Batterie, ohne alles Radio empfangen. So simpel war das.

00:09:38: Also der Vergleich zwischen Fernsehen und Radio könnte, das könnte unterschiedlicher,

00:09:43: könnte das gar nicht sein, wie viel komplexer die Geschichte mit dem Fernsehen ist.

00:09:47: Also wenn man dann immer vielleicht denkt, guck mal, das hatte sich ein Bild und das hatte sich ein Ton,

00:09:50: wird ein bisschen über den Ether geschickt. Es ist viel, viel, viel komplizierter.

00:09:54: Also das Tonsignal, was ich beim Radio verarbeite, ist sozusagen 1 zu 1 das, was auch aufgenommen und gesendet wird

00:10:05: und kann dann, wenn ich einen entsprechenden kleinen Empfangsoperator habe, auch 1 zu 1 wieder ausgelesen werden.

00:10:10: Beim Fernsehen brauche ich sozusagen immer eine Zerlegung des Bildes und eine Rekonstruktion des Bildes.

00:10:16: Sehr vereinfacht gesprochen und das macht die Sache so sehr viel komplizierter.

00:10:20: Und wie gesagt, es haben alle mögliche Leute sich den Kopf darüber zerbrochen.

00:10:26: Wie kriegt man das denn überhaupt hin, dass man mit dieser Bildzerlegung und der Rekonstruktion

00:10:33: ohne einen übermäßigen Aufwand irgendwie weiterkommt?

00:10:37: Und erscheinlicherweise war es ein, damals noch relativ junger, ich glaube 24 Jahre alt,

00:10:45: in Berlin studierender Mensch namens Paul Nipco, der so ein privates großes Erfinderinteresse hatte

00:10:55: und der sich genau mit dieser Frage beschäftigt hat.

00:10:58: Auch die Literatur dazu recherchiert hat und so weiter und so weiter.

00:11:02: Und der veröffentlicht 1884 ein bahnbrechendes Patent, nämlich die Beschreibung,

00:11:09: der später nach ihm auch immer auch international so benannten Nipco-Scheibe.

00:11:15: Was ist die Nipco-Scheibe? Das ist ein total simples Teil.

00:11:19: Das ist schlicht und einfach eine Scheibe, die unterschiedlich groß sein kann.

00:11:24: Und auf der spiralförmig nach innen versetzt Punkte eingebohrt sind.

00:11:32: Und die Idee war, dass man zwei gleichlaufende solche Scheiben hat, einmal auf der Aufnahmeseite

00:11:40: und einmal auf der Empfangsseite, die übernehmen dadurch, dass sie ein Objekt abtasten,

00:11:46: durchaus auch ein bewegtes Objekt, die Aufgabe der Bildzerlegung,

00:11:51: weil ich habe sozusagen pro Bildzeile immer nur einen Punkt, von dem ich einen Wert ermitteln muss,

00:11:57: der dann nach und nach gesendet werden kann.

00:12:01: Und wenn die Empfängerscheibe genauso im Kron läuft, dann erzeugt sie durch ihre rasende Geschwindigkeit

00:12:09: beim Beobachter das Gefühl, es baut sich vor ihm tatsächlich ein Bild auf,

00:12:14: das auch ein bewegtes Bild sein kann und nicht nur ein statisches Bild.

00:12:18: Und dieser Gleichlauf war ein großes Problem.

00:12:22: Ich brauche dann aber auch um die Werte der über die Nipco-Scheibe gewonnenen unterschiedlichen Bildwerte,

00:12:30: je nach Abhängigkeit der aufgenommenen Objekte, brauche ich eine lichtempfindliche Steuerelektronik, sag ich jetzt mal.

00:12:38: So was gab es alles noch gar nicht.

00:12:40: Das hatte zwar als System Nipco schon alles beschrieben, er nannte das übrigens elektrisches Teleskop,

00:12:48: aber die vielen Bauelemente, über die ich eben auch schon gesprochen habe,

00:12:53: waren sozusagen ihm noch gar nicht zur Verfügung gestanden.

00:12:56: Aber der entscheidende Durchbruch war wirklich diese Nipco-Scheibe, die dann auch fast wieder in Vergessenheit geriet,

00:13:05: weil auch das ganze Thema Fernsehen, trotz immer wieder neuer Anläufe, nicht so richtig von der Stelle kam.

00:13:11: Also so zwischen 1860, 1880, 1900 passierte da nicht viel, dann kam der Erste Weltkrieg,

00:13:19: das passierte da auch noch nicht so sonderlich viel, dann kam der Rundfunk auf,

00:13:24: mit den 20er Jahren, 1923 erste Ausstrahlung für Publikum in Deutschland.

00:13:31: Und diese Ursprungsvision, dass man zusätzlich zur Übertragung von Ton, doch gerne auch eine Übertragung von Bild hätte,

00:13:40: bekam sozusagen neues Feuer.

00:13:43: Und da setzte auf einmal überall in der Welt eine Rückbesinnung ein auf all diese Ideenansätze der letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts zum Thema Fernsehen.

00:13:58: Und es wurde jetzt auch zum Teil wiederum in so etwas privat wissenschaftlich tüftlerischer Art und Weise,

00:14:07: aber auch in größeren Instituten sehr intensiv am Thema Fernsehen gearbeitet.

00:14:12: Ist das einer der Gründe, weil ich, zum Beispiel, ich meine, mich erinnern zu können, ich war noch Kind in der DDR

00:14:20: und mir wurde vorgestellt, oder das war uns, das war so ein großes Treffen, Mannfried von der Ardente,

00:14:24: und uns, wir Kinder, keine Ahnung wer das ist, ja, da wurde uns gesagt, aber das ist der Erfinder des Fernsehens,

00:14:29: dann kann man natürlich als Kind was mit anfangen, haben wir dem nie handgeschüttelt,

00:14:31: alles klar, älterer Mann, sehr nett, Erfinder des Fernsehens.

00:14:35: So später lese ich dann, wer noch alles das Fernsehen erfunden hat.

00:14:39: Und jedes, also mein Gefühl war dann schnell jede Nation, sage ich mal, hat so eine eigene Gründungsmütis des Fernsehens.

00:14:47: Die Briten ist ganz klar, wie wie sie, die Amerikaner hatten den, oh Gott, wie hieß der, der hatte so ein,

00:14:54: So ein Rekin.

00:14:55: Der und aber dann gab es noch einen, so ein Professor, ist egal, den hatten, die hatten das als so Gründungsmütis,

00:15:03: ist das der Grund, warum, die haben alle einzeln was bei, genau.

00:15:08: Genau, also auf Adenne komme ich gleich noch zu sprechen, weil den habe ich auch kennengelernt.

00:15:12: Sie haben mich aber richtig kennengelernt, im Riesel zu mir, eben nur die Handgeschüttel,

00:15:16: ja, da gibt es auch eine schöne Geschichte noch dazu.

00:15:19: Jedenfalls spielt dann in all diesen Wiederbelebungsversuchen der Idee des Fernsehens,

00:15:26: die Nippgeschalbe, eine ganz große Rolle, mittlerweile war man aber auch auf dem Gebiet der Wandlung von Lichtsignalen

00:15:34: eine elektrische Signale, ein ganz großes Stück weitergekommen, man hat ja entdeckt, dass die Lehen zum Beispiel,

00:15:39: seinen Widerstand sehr stark ändert, wenn Licht unterschiedlicher Intensität drauf fällt.

00:15:44: Das heißt, man hat also diese Bildsensorik sehr stark weiterentwickelt, man hat sich Gedanken darüber gemacht,

00:15:50: wie man auch so etwas wie das Synchronitätsproblem für die Geberseite oder Ausstrahlungseite und die Empfangsseite

00:15:59: besser in den Griff bekommen könnte.

00:16:01: Man hatte starke Lichtwellen, mit denen man jetzt auch Objekte so gut ausleuchten konnte,

00:16:07: dass sie sich auch besser abtasten ließen und so weiter und so weiter.

00:16:12: Und es gab so einige Institute, es gab in Petersburg, es gab aus einem Professor Rosing,

00:16:19: es gab in Deutschland verschiedene Institute und die großen Firmen wie Telefunken,

00:16:25: IG und sieben wurden auch so ein bisschen hellhörig, es gab in Deutschland die Reichspost,

00:16:31: die natürlich auch überlegt hatte, könnte das möglicherweise für uns auch nochmal ein Thema sein.

00:16:36: Und wie gesagt, in den USA waren es die großen Elektrokonzerne, in England war die BBC sehr, sehr zögerlich.

00:16:45: Und da gibt es eine interessante Geschichte, einer der ersten, vielleicht sogar der erste,

00:16:50: der es geschafft hat, mithilfe dieser Nippko-Schalbe, so etwas wie ein tatsächlich auch empfangbares

00:16:56: Fernsehprogramm zu machen, war ein Schotter John Logie Baird, heute auch so ziemlich vergessen,

00:17:04: der eigentlich mit die wesentlichen Durchbrüche geschaffen hat, um Fernsehen überhaupt denkbar werden zu lassen.

00:17:15: Der hat nämlich diese Nippko-Schalbe hergenommen und hat daraus Apparaturen entwickelt,

00:17:20: mit denen er Fernsehversuche gemacht hat und ist damit auch an die BBC herangetreten.

00:17:26: Die BBC hat gesagt, was ist so eine Spinnerei, Fernsehsletzte, was wir brauchen.

00:17:30: Kann man aber auch nicht ganz, ich muss mal sagen, dann sitzt man da und dann hat man so eine ratternde Scheibe,

00:17:34: weil das Ding war natürlich alles andere als lauglos.

00:17:36: Und das dreht sich und wenn man genau guckt, dann schwebt ein geisterhaftes Bild so ein bisschen.

00:17:42: Es gibt Leute, die die Dlinger nachgebaut haben, man kann das auf den entsprechenden Plattformen sich heute angucken.

00:17:48: Und dann sieht man mal, wie das aussieht und das ist jetzt nichts, wo man sagt, wow, das möchte ich aber gerne zu Hause haben.

00:17:53: Ja, ja, also die Geschichte ist tatsächlich so, dass John Logie Baird dann in einem britischen Kaufhauskonzern,

00:18:00: einen ersten Sponsor hatte und da wurden dann in dem Kaufhaus diese Apparaturen aufgeschädelt,

00:18:05: die Leute konnten das als große Attraktion im Kaufhaus selbst, das beobachten Fernsehen ist da.

00:18:10: Also wie gesagt, die BBC hat den überhaupt nicht ernst genommen.

00:18:13: Und dann ist John Logie Baird nach Deutschland gereist und in Deutschland fand er sehr viel Interesse und Anerkennung,

00:18:20: weil es da an verschiedenen Orten, in Leipzig, in Berlin durchaus Leute gab, die das sehr ernst genommen haben, was er machte.

00:18:26: Daraus resultierte auch seine spätere Beteiligung an einer Firma, die noch eine große Rolle spielen wird in der deutschen Fernseh-Ertwicklung.

00:18:32: Jedenfalls, John Logie Baird hat tatsächlich total interessante Versuche gemacht und hat dann später auch eine Mittelwellenfrequenz von der BBC zur Verfügung gestellt bekommen

00:18:45: und hat es geschafft, die ersten Fernsehbilder über den Atlantik zu schicken.

00:18:49: Und das waren wirklich Sensationen damals, hat keiner für möglich gehalten, zwischen 24, 27, 28 war das,

00:18:57: dass es mit einem mal einen solchen Fortschritt und einen solchen Durchbruch geben würde.

00:19:01: Und das hat viele Leute aufwecken lassen, die in großen Firmen und öffentlichen Einrichtungen sich mit solchen Themen befassen

00:19:09: und dann wird sozusagen auch ein großer Entwicklungsdruck erzeugt.

00:19:14: So, tatsächlich sind aber alle diese frühen Versuche immer noch von dieser Mechanik gespeist gewesen.

00:19:23: Und dann hat man das immer stärker zu optimieren versuchst.

00:19:26: Die NIPG-Geschreiben wurden immer größer.

00:19:28: Die hat ersten hatten irgendwie 30 Zahlen.

00:19:30: Wir haben hier im Technikmuseum den allerersten Fernsehempfänger, den Baird auf den Markt gebracht hat,

00:19:36: das ist der sogenannte Teeloweiser oder Televisor.

00:19:39: Eine Blechkiste, ganz einfach gebaut mit so einem Kuckfenster von 5 x 5 cm,

00:19:45: da drin rotiert diese Scheibe und mit der konnte man dann dieses Bildchen sich angucken.

00:19:53: Es gab das auch als Bastelsatz zu kaufen.

00:19:57: Man konnte sich das dann auch so aus selber zusammenbauen und hatte dann da seinen Spaß.

00:20:02: Ich habe hier in Berlin tatsächlich noch einen alten Ingenieur kennengelernt,

00:20:06: der dann bei den ersten Anfängen des NWDR in Berlin auch tätig war und dann später beim SFB.

00:20:13: Der hat als junger Schüler oder Student mitgekriegt, da gibt es jetzt so merkwürdige Signale,

00:20:20: auf einer bestimmten Mittelwellenfrequenz.

00:20:22: Dann hat er sich nach den in Zeitschriften vorhandenen Bauanleitungen einen Empfänger gebaut

00:20:28: und hat das englische Nippgo-Schreiben-Signal auf seinem eigenen Nippgo-Schreiben-Empfänger reproduzieren können.

00:20:35: Unglaubliche Geschichte, aber für die, die das erlebt haben, war das unglaublich.

00:20:41: Also das auf einmal Bilder sozusagen, das Sichtfeld der Augen verlassen

00:20:48: und an anderer Stelle reproduzierbar sind, war wirklich etwas sehr, sehr, sehr Besonderes.

00:20:54: Und das halt eben 1 zu 1 und simultan.

00:20:58: Also wie gesagt, die Nippgo-Schreiben wurden immer größer

00:21:01: und man dachte man kriegt dann irgendwie auch so bessere Bilder hin,

00:21:05: aber was Sie auch schon gesagt haben, das hatten Geräuschproblemen gemacht, das hatten Mechanikproblemen gemacht.

00:21:10: Man hat dann mit anderen Bildsequenzern gearbeitet, wie Spiegelrädern,

00:21:15: wo die Spiegel immer so ein Stückchen stärker im Winkel geneigt waren,

00:21:18: um diesen Abtasteffekt zu erzeugen und so weiter und so weiter.

00:21:21: Also eine riesenmechanische Anstrengung, es funktionierte alles, aber es war klar,

00:21:25: auf die Art und Weise wirst du niemals irgendwie Markt bedienen können.

00:21:31: Es gibt bestimmt eine alternative Realität, wo wir alle vor drehenden Schreiben-Signal sind.

00:21:36: Ja, genau.

00:21:37: Und dann gab es parallel tatsächlich auch die ersten Überlegungen, wie man es denn schaffen könnte,

00:21:44: mindestens auf der Empfangsseite die Kartonstrahlröhre zu nutzen.

00:21:51: Dazu hat es auch in Deutschland tatsächlich ein paar interessante Leute gegeben,

00:21:55: die sich damit schon sehr sehr früh beschäftigt haben.

00:21:57: Prof. Diegmann in München war einer, die das tatsächlich ausprobiert haben.

00:22:03: Also diese Kartonstrahlröhren waren einfach reine Messinstrumente,

00:22:07: wo halt so ein Strahl hin und her geflackert ist.

00:22:09: Und er sagt, vielleicht kriege ich doch den Strahl so gesteuert, dass der irgendein Bildobjekt darstellt.

00:22:14: Und das ist ihm auch gelungen.

00:22:16: Der war an der Technischen Hochschule in München und wollte dann eine Vorlesung machen

00:22:20: über Fernsehübertragungsanlagen.

00:22:23: Da hat 1913 das Decanat oder wer immer da zuständig war gesagt,

00:22:29: was für eine irrsinnige Spinnerei, es ist doch unseriös.

00:22:33: So was wollen wir an unserer Universität gar nicht hören.

00:22:37: Und es wurde ihm untersagt, eine solche Veranstaltung anzubieten

00:22:40: und dann hat das unbenannt, in Fernübertragungsanlagen mannigfaltiger Anwendbarkeit.

00:22:48: Klingt gleich viel serier.

00:22:50: Genau. Also das war sozusagen die ganzen Widersprüchlichkeiten dieser frühen Jahre.

00:22:57: Aber wie gesagt, Diegmann war auch einer derjenigen, die erkannt haben,

00:23:01: oh, Kartonschrahlröhre, kann ein super, super interessantes Vehikel sein.

00:23:05: Und da wurde auch anderen Orts dran gearbeitet.

00:23:09: Und auch an der Idee, ob man nicht irgendwie durch Umwandlungen

00:23:14: von diesen Kartonschrahlröhren auch eine Aufnahmröhre in irgendeiner Form realisieren könnte.

00:23:21: Das hat sich aber als die wesentlich schwierige Ausgabe herausgestellt.

00:23:24: Mir ist nämlich gerade, ich habe der Name jetzt mir wieder eingefallen,

00:23:27: viel Pfeilophon zu was.

00:23:29: Dessen erste Kameraspektakul, der explodiert ist.

00:23:32: Der hat das auch probiert, auf der anderen Seite des großen Teiches.

00:23:36: Und hat Geld gesammelt und dann macht das ein großes Knall.

00:23:40: Also Zvorekin und Farnsworth sind die ersten gewesen,

00:23:43: die sozusagen an der elektronischen Ausgabe des Fernsehens

00:23:47: sehr intensiv gearbeitet haben und waren wirklich ganz großartige Pioniere,

00:23:51: hinter denen dann auch großes amerikanisches Kapitalstand.

00:23:55: Auch Zvorekin wurde übrigens anfangs zuerst belächelt.

00:23:59: Der spinnt doch, wenn sie sich sinnvollen Aufgaben zu.

00:24:03: Das ist doch ein Irrweg mit dem Fernsehen.

00:24:07: Aber jetzt kommen wir nochmal auf Manfred von Aden zu sprechen.

00:24:12: Der war tatsächlich auch so ein bisschen wie Unusorg

00:24:15: oder vielleicht auch wie John Loggy Baird, so jung, unbedarf, nicht unbedarf.

00:24:20: Das war er nicht. Der war superintelligent und clever.

00:24:23: Aber er hatte auch einen starken Förderer in der Radiofirma Löwe,

00:24:29: eine der großen Radiofirmen hier in Berlin.

00:24:32: Jüdische Eigentümer függen hinzu,

00:24:35: weil das später nach einer gewissen Rolle spielen wird.

00:24:38: Und die haben ihn sozusagen, wie soll ich das sagen, gecoached und unterstützt

00:24:45: und vor allen Dingen darin unterstützt,

00:24:48: sich mit dieser Idee des elektronischen Fernsehens intensiver zu beschäftigen.

00:24:52: Da gibt es einen denkwürdigen Moment.

00:24:55: Also, wer hat gesagt, die 20er Jahre sind sozusagen der große Boost im Bereich der Fernsehentwicklung.

00:25:01: Ende 1930 macht Manfred von Aden in seiner Villa in Lichterfelde

00:25:08: eine Privatvorführung und stellt zum ersten Mal ein voll elektronisches Fernsehsystem vor.

00:25:14: Das allerdings auf der Aufnahmeseite aus einem elektronischen Filmabtaster besteht,

00:25:20: dem sogenannten Flying Spot Abtaster.

00:25:22: Aber immerhin, er nutzt Elektronik um die Aufnahmeseite zu bewältigen

00:25:28: und er hat eine Röhre gebaut, in der man tatsächlich auch in schon sehr annehmbarer Größe ein Bild sieht,

00:25:37: und zwar ein bewegtes Bild, an noch kein Ton, aber immerhin.

00:25:40: Also, das Fernsehen als elektronisches System hat tatsächlich so funktioniert.

00:25:46: Und bei einer der ersten Funkausstellungen nach der Wende war es mir gelungen

00:25:57: für die neue Ausstellung zur Geschichte der Nachrichtentechnik,

00:26:01: eine Rekonstruktion dieser ursprünglichen, adentischen Anlage aus dem damaligen Museum für deutsche Geschichte,

00:26:08: also diesem DDR-Museum, als Dauerleihgabe ins Technikmuseum zu holen.

00:26:12: Dort konnten gar kein Interesse daran, das auch gar nicht so richtig würdigen.

00:26:16: Und man wird von der ADEN angesprochen, ob er nicht bei der Eröffnung dieser Ausstellung persönlich kumpe,

00:26:22: er kam tatsächlich mit seiner Frau, hat sogar im Technikmuseum gewohnt,

00:26:26: das war damals für ihn auch alles ein bisschen schwierig in Dresden mit seinem Institut.

00:26:30: Und daraus hat sich dann durchaus auch eine ganz angenehme Verbindung ergeben.

00:26:36: Und das war wirklich ein sehr, sehr besonderer Moment, diese Anlage,

00:26:42: die wir auch wieder betriebsfähig gemacht haben, durch Manfred von ADEN

00:26:48: tatsächlich im Rahmen der Eröffnung wieder in Betrieb gesetzt zu sehen

00:26:53: und durch ihn die Erläuterung zu bekommen.

00:26:56: Er ist einige Jahre später dann gestorben

00:27:01: und es gab dann nochmal einen großen Festakt für ihn zu seinem 90. Geburtstag

00:27:07: wo ich dann auch nochmal in Dresden war und einen Vortrag gehalten habe,

00:27:12: über Fernsehgeschichte natürlich.

00:27:14: Also das war so eine dieser Momente, wo du sammelst

00:27:19: und dann stolz bist, dass du so ein Objekt hast

00:27:21: und wenn du dann sozusagen durch den Urheber als Zeitzeugen

00:27:26: auch noch eins zu eins die Geschichte dieser denkwürdigen Momente erzählt bekommst,

00:27:32: das war schon was sehr Besonderes.

00:27:34: Und die Anlage steht um jetzt auch heute noch der Ausstellung im Technikmuseum

00:27:38: und kann dort besichtigt werden.

00:27:39: Die, wie ich es hinzufügen darf, wie das gesamte restliche Technikmuseum

00:27:42: sehr, sehr sehenswert ist.

00:27:44: Ich weiß auch, ich weiß gar nicht, ob es das noch gibt.

00:27:47: Ich hatte, ich weiß, dass ich mal dort war

00:27:50: und da gab es auch noch eine Original,

00:27:52: eine Art Senderzentrale Sendesstudio fürs Fernsehen aus den 50ern meine ich,

00:27:56: schön in diesem leicht türkis,

00:27:59: diesen Metall, wo man sofort weiß, aus welcher Zeit das kommt.

00:28:02: Und ich muss sagen, ich habe ja beim Fernsehen mein Arbeitsleben begonnen,

00:28:06: Ende der 90er und wir hatten auch noch Bandmaschinschnitt,

00:28:09: Dreimaschinschnitt mit so einer Schnittsteuerung

00:28:13: und dann eben auch ein Bildmischer.

00:28:15: Und ich konnte selbst bei diesen 50er-Jahre-Ding,

00:28:18: ich weiß nicht, wann mit meiner Tochter damals zusammen war,

00:28:20: ich konnte mir das an und ich sage,

00:28:22: ich kann ja sagen, wie das verkabelt wird.

00:28:24: Also ich weiß genau, was diese Dinge da machen,

00:28:26: wofür die da sind, also die Anzeigen sehen natürlich sehr altartümlich aus,

00:28:29: aber das Grundprinzip, wofür was da ist,

00:28:31: diese Konsole und so weiter und so fort, wusste ich alles.

00:28:34: Also da gab es natürlich, das Ding hat glaube ich keine Bandaufzeichnung,

00:28:37: weil das war sicherlich vorher oder wenn dann gerade beim Start der Band ausging.

00:28:41: Nee, nee, das war die Ampex Feuer 1000, gab es da auch schon, zu der Zeit?

00:28:45: Ja, ist die Teil von dem Ausstellungssteg gewesen?

00:28:47: Ja, das haben wir heute nicht mehr in der Ausstellung drin, soweit ich weiß.

00:28:51: Ja, wir haben tatsächlich ja, als wir das aufgebaut haben, das Studio,

00:28:54: mit Hilfe von allen möglichen Leuten, übrigens auch ehemalige Mitarbeiter vom DDR-Fernsehen,

00:28:59: es geschafft, das ganze Ding voll funktionsfähig zu machen

00:29:03: und hatten auch einen Mitarbeiter, der sich dann da so eingefuchst hat und eingefremelt hat

00:29:08: und das Ding wurde regelmäßig vorgeführt.

00:29:11: Man konnte sich dann sozusagen in die Rekonstruktion von diesem "Aden-Schau"-Studio setzen,

00:29:15: hatte da so ein bisschen Text und konnte sich dann sozusagen durch zwei Kameras aufnehmen lassen

00:29:21: und hat dann da auf der großen Studio-Uwand das Bildsignal gesehen und so weiter und so weiter.

00:29:27: Also ich habe jetzt ein bisschen Verzicht, ich hätte das nicht aufbauen können,

00:29:30: aber ich wusste, was die einzelnen Komponenten sind und wie sie verkabelt sind

00:29:33: und weiß das dann, Synth dazu gehört und all das.

00:29:35: Und das fand ich schon beachtlich, dass man das auch damals, das 1 zu 1,

00:29:39: bis zum Ende dessen, also bis wir alles digital hatten, funktioniert das so.

00:29:44: Vorher sind jetzt immer noch, ganz am Anfang eigentlich, gibt es noch ein paar andere Schritte,

00:29:49: die erst mal gemacht werden.

00:29:50: Und Bandaufzeichen werden wir heute sowieso nicht schaffen, haben wir am eigenen Podcast zu.

00:29:53: Denn wir sind noch ganz am Anfang, es gibt also jetzt eine Kartonstrahlröhe,

00:30:01: da müssen wir vielleicht ganz kurz darauf eingehen, wie das funktioniert.

00:30:04: Man hat also eigentlich eine kleine Elektronenkanone, die schießt einen Elektronenstrahl einfach direkt nach vorne.

00:30:10: Und damit da irgendwie aus Sichtbar wird, gibt es eine Matscheibe,

00:30:14: die im wahrsten Sinne des Wortes einfach nur "Matt" ist, da ist es auf der Seite des Elektronenstrahls,

00:30:19: ist was aufgedampft und das ist eine fosforistierende Schicht, was nichts anderes heißt,

00:30:23: dass sie aufleuchtet werden Elektronen drauf treffen.

00:30:25: So, jetzt haben wir unseren Bildpunkt.

00:30:26: Da haben wir jetzt noch nicht viel gekonnt, aber immerhin ist es schon mal ein kleiner Punkt da.

00:30:30: Und den können wir ablenken durch Magnete.

00:30:33: Und die sind aber nicht ganz normale Magnete, wie man die so kennt, die so aneinander,

00:30:37: sondern das sind Elektromagnete, das heißt, die sind mehr oder weniger magnetisch,

00:30:42: je mehr oder weniger Stromgelaar rein tun.

00:30:44: Und jetzt können wir also von links nach rechts und von oben nach unten den Punkt wandern lassen.

00:30:48: Und jetzt kommt die richtig lustige Aufgabe, wie Sie schon gesagt haben, das muss synchron passieren.

00:30:54: Es muss auf die, ich weiß gar nicht, also tausendste Sekunde ist viel zu wenig.

00:30:57: Das passiert so irrewitzig schnell, man fängt also oben an, die Zeile zu zeichnen mit dem Elektronenstrahl

00:31:05: und immer, wenn ein heller Inhalt kommt, wird da stärker der Elektronenstrahl, dann leucht es mehr auf,

00:31:11: wenn eine dunklere Stelle kommt, wird da dunkler.

00:31:14: Und das passiert an genau der richtigen Stelle, muss es immer hell und dunkel werden.

00:31:18: Dann wird da ausgeschaltet und zurückgeführt an den Anfang, aber nicht der nächsten Zeile,

00:31:23: weil das wäre ja Verschwendung, die übernächste Zeile.

00:31:26: Dann machen wir das Ganze nochmal von vorne.

00:31:28: Bis wir unten angekommen sind, dann geht der Elektronenstrahl wieder zurück nach oben

00:31:31: und fängt mit den ungeraden Zeilen an.

00:31:34: Weil wir wollen zwar so viel wie möglich Auflösung haben, also viel wie möglich Zeilen,

00:31:38: haben aber nicht unendlich viel Bandbreite zur Verfügung im Funkspektrum, wo wir das Ganze ja übertragen

00:31:44: und wo sich auch noch andere tummeln, also auch das Radio und alles Mögliche.

00:31:48: Und letztendlich unsere Geräte müssen das auch alles verarbeiten können.

00:31:51: Also machen wir das in diesem Rasterzeilenverfahren ungerades Bild, geradees Bild

00:31:57: und weil unser menschliches Auge so träge ist und die fosforisierende Schicht auch nicht sofort erlischt,

00:32:02: haben wir trotzdem den Eindruck eines schön stehenden Bildes.

00:32:07: Aber das Ganze zu entwickeln ist eine absolute Horror-Mammut-Aufgabe

00:32:12: und das ist auch eben, da kann man erkennen, dass das niemals eine einzelne Person hätte machen können.

00:32:17: Und da sind wir ja nur bei der Abbildungsseite.

00:32:19: Das ganze muss ja auch noch, die einfache Seite ist ja auch noch da.

00:32:24: Ja, also diese Erstellungsseite, danke für die wunderbare Schilderung,

00:32:28: der funktionsweise des Kartonstrahlfernseheres.

00:32:32: Das hat man so einigermaßen schon im Griff gehabt,

00:32:35: weil man genau mit diesen Darstellungsaufgaben der Kartonstrahl-Röhre

00:32:39: schon auch so seine Erfahrungen gemacht hatte.

00:32:42: Aber bis hin zu der Frage, welches Glas benutzen wir denn?

00:32:46: Also tatsächlich hat man unterschiedliche Glasorten bei einer Röhre benutzt.

00:32:51: Wie dickwändig muss das sein, wie genau ist dieser Auftrag, der florisieren muss, ausgestaltet.

00:33:01: Da hat man auch schon die Möglichkeit, mit tausend Materialen zu experimentieren.

00:33:04: Bis hin eben zu Ausgestaltung der Magneten und so.

00:33:07: Schon für sich genommen ein irrsinniges Ding.

00:33:10: Aber wie gesagt, das ist immer nur ein Teilkomplex des Gesamtsystems, Fernsehen.

00:33:16: Aber da war man dann schon so weit, dass man in den 30er Jahren für die Bilddarstellungsseite,

00:33:23: also die Empfängerseite, solche relativ einfachen Kartonstrahlgeräte zur Verfügung hatte

00:33:29: und gemerkt hat, das funktioniert.

00:33:32: Die Aufnahmeseite war das viel größere Problem.

00:33:35: Und das war dann das große Thema sozusagen der sich anschließenden 30er Jahre,

00:33:41: weil dann weltweit die Frage geklärt werden musste und sehr heftig daran geforscht wurde.

00:33:48: Wie kriegen wir eine Kamera gebaut, die voll elektronisch funktioniert?

00:33:54: Und das zentrale Element in der Kamera sozusagen das Gegenstück zur darstellenden Kartonstrahlröhre

00:34:00: im Empfänger ist die Bildaufnahme-Röhre.

00:34:03: Und zwei Namen sind ja eben schon gefallen.

00:34:06: Allen Farnsworth und Zworikin, das sind tatsächlich die Ingenieure gewesen in den USA,

00:34:12: die die ersten wirklich gut funktionierenden Kamerarröhren gebaut haben.

00:34:21: Das waren aber solche Kunstwerke und solche Preziosen,

00:34:25: dass der Bau, die Feindjustierung und so weiter, das hat wirklich ewig gedauert an Serienfertigung,

00:34:32: war da noch gar nicht groß zu denken.

00:34:35: Und ich gehe jetzt mal in das Jahr unter 33 und folgende.

00:34:41: Deutschland übernimmt Nationalsozialisten die Macht.

00:34:45: Es gibt eine hohe Affinität zu technologischen Themen im Nationalsozialismus,

00:34:50: das ist bekannt in vielerlei Hinsicht.

00:34:53: Und es gab da eine Reihe Leute, die auch der Meinung waren,

00:34:57: Fernsehen könnte nach dem Radio, das ja als Massenpropagandainstrument schon total verbreitet war

00:35:04: und dann hat man da den Einheitsempfänger geschaffen und so weiter.

00:35:08: Aber das war technisch mehr oder weniger ausgereizt.

00:35:10: Im Kino konnte man sicherlich auch noch eine Menge machen mit dem Tonfilm und so weiter.

00:35:15: Aber vielleicht ist Fernsehen sozusagen, wie heißt das immer bei Apple,

00:35:19: "The next big thing".

00:35:24: Und da gab es halt ein paar Protagonisten, die genau diesen Gedanken gehabt haben

00:35:28: und auch entsprechend kommuniziert haben.

00:35:32: Und es gab nunmehr auch schon mehrere Firmen, die sich auf dem Gebiet getummelt haben.

00:35:39: Das war einerseits die Telefonken, das war die Reichspost selber,

00:35:43: die ein eigenes Forschungslabor hatte, gar nicht weit von hier.

00:35:49: Ich wollte grad sagen, das ist auch eine schöne Berliner Geschichte.

00:35:51: Witzleben gab es, da waren Sender.

00:35:53: Genau, da waren dann die allerersten Probeversuche mit Sendern.

00:35:58: Das Reichspost in Sraland, in der Ringbahnstraße,

00:36:01: übrigens heute sitzt der Abteilung Terrorismusbekämpfung des LKA.

00:36:07: Man kommt leider nicht mehr rein, ein tolles Gebäude.

00:36:11: Hatte eine eigene große Abteilung, die sich auch mit Fernsehenden beschäftigt hat.

00:36:16: Und es gab die Fernseh GmbH in Deutschland.

00:36:19: Nein, genau, die Fernseh AG, Aktiengesellschaft.

00:36:23: Hinter dieser Aktiengesellschaft verbargen sich vier Teilhaber.

00:36:28: Einmal die Bosch, dann Zeiss-Ikon, die Löwe,

00:36:35: eben schon erwähnt im Zusammenhang mit Manfred von Aden

00:36:39: und die John-Loghi-Bert Limited.

00:36:42: Das heißt, aufgrund seiner guten frühen Kontakte

00:36:46: war John-Loghi-Bert tatsächlich Mithinhaber einer deutschen Firma,

00:36:50: die im Fernsehgeschäft tätig war, geworden.

00:36:53: Und die waren gut, weil die hatten wirklich tolle Potenziale.

00:36:57: Bosch, ganz klassisch, in allen Bereichen von Elektrik und so weiter unterwegs.

00:37:02: Zeiss-Ikon, die kannten sich mit optischen Systemen sehr, sehr gut aus.

00:37:06: Feinmechanik war sowieso ihr Ding.

00:37:09: Löwe hatte das ganze Thema Elektronik, Sendetechnik, bla, bla, bla.

00:37:15: im Programm hatte auch mit Manfred von Aden natürlich jemanden der da sozusagen den Spindock

00:37:23: gemacht hat und eben John-Lorke Bärt der mittlerweile eine feste Größe am Fernsehmarkt in den USA

00:37:30: geworden war. So, nach 1933 war diese Konstruktion aber auch ein bisschen Gift in den Augen der Nazis,

00:37:40: die schon erkannt haben, dass eine tolle Firma aber ein englischer Teilhaber und ein jüdischer

00:37:46: Teilhaber, das schmeckt uns gar nicht. Ja und es gibt nach 1933 dann schon sehr früh Versuche,

00:37:54: diese beiden Teilhaber da rauszukriegen. John-Lorke Bärt hat man relativ früh rausgekriegt.

00:38:02: Löwe war tatsächlich so wichtig als Lieferant auch für andere Themen, also auch in Bezug auf

00:38:12: Wehrmachtsinteressen, dass er bis 1938 seine Firma noch weiterführen konnte und erst dann

00:38:19: rausgemobbt wurde und dann wurde sozusagen aus dieser Firma Fernseh GmbH, Fernseh Aktiengesellschaft,

00:38:26: eine Fernseh GmbH gemacht, die dann im Folgenden in der deutschen Fernsehentwicklung eine unglaublich

00:38:32: große Rolle spielen sollte und im Endeffekt dann eine Tochterfirma nur noch von Bosch war.

00:38:37: Zeiss Eekorn ist dann auch ausgestiegen. So, also das sind sozusagen die großen Akteure,

00:38:43: die Reispost, Telefonken und die Fernseh AG, später Fernseh GmbH und die bemühen sich jetzt

00:38:51: auch massiv darum die Empfängerseite zu regeln und vor allen Dingen die Aufnahmeseite zu regeln,

00:38:56: also Kameras zu produzieren, treten einen hochinteressanten Wettbewerb, verbünden sich wieder mit

00:39:01: amerikanischen Parteien, die da schon viel weiter sind und der große Durchbruch für die Frage,

00:39:08: was können wir mit dem Fernsehen leisten, sollen die olympischen Spiele in uns seit 36 sein?

00:39:13: Da gibt es dieses berühmte Bild von diesem Auto, auf dem diese Fernsehkamera steht.

00:39:18: Das ist aber eine Filmkamera. Ach ja, weil also die Idee ist wirklich, dass man die olympischen

00:39:26: Spiele, sagt man, aktuell ohne Zeitversatz zum Fernseheilknis werden lässt. Angesichts des

00:39:38: Standes der Technik, eine unglaubliche Herausforderung. Erstens, es gibt keine großen Empfänger, also

00:39:43: wo soll man es gucken? Also werden stadtweit Fernsehstuben eingerichtet, 28 Stück. Es werden

00:39:49: zwei Großbildtheater eingerichtet, wo man also tatsächlich schon auch mit Projektionen Fernseh-Labitungen

00:39:57: verfolgen kann, also so ein bisschen kinomäßig. Und das große Problem sind aber immer noch

00:40:03: diese Kameras und letztlich schafft es keiner so richtig eigene Kameras zu entwickeln, das

00:40:09: heißt, die Teile müssen aus dem USA hergeschafft werden. Und da zeigt sich dann auch, dass

00:40:15: die nur funktionieren, wenn es wirklich richtig schön Sonnig hell ist, sobald es anfängt,

00:40:21: dämmerig zu werden. Versagen die und liefern nur noch ganz maure Bilder. Und daraus entsteht

00:40:27: dann die Idee dieses Zwischenfilmverfahrens. Auch so eine typisch deutsche Ingenieurstechnische

00:40:35: Winnerei oder Wahnsinns-Start, wie auch immer. Das heißt, man hat auf diese Fernseh-Übertragungswagen,

00:40:42: stand da auch groß drauf, Filmkameras montiert, die sozusagen im Film belichtet haben. Der

00:40:49: Film ging aber direkt unten in den Lkw rein, wurde ganz schnell belichtet und nach anderthalb

00:40:56: Minuten war er so weit trocken, dass er abgetastet werden konnte. Und dieses abgetastet Bildsignal

00:41:02: konnte dann, wie gesagt, mit anderthalb Minuten Verzögerung ausgestrahlt werden. Es war also

00:41:08: fast live, aber nicht ganz. Und das Tolle daran ist, Teile von diesem Zwischenfilmmaterial

00:41:19: haben sich erhalten. Das ist ein entscheidender Punkt, weil wir denken natürlich immer an

00:41:25: Fernsehen und drinken natürlich auch, meine Erfahrung vom Fernsehen ist, so hat mir meine

00:41:29: Mutter damals auch beigebracht, wenn ich geklagt habe, dass ich jetzt nicht mehr Fernseh

00:41:33: gucken könnte, dann waren ihre Worte, dass wir nie vergessen, es ist Fernsehen. Das kommt

00:41:38: immer wieder. Also das gesamte Fernsehprogramm stand ja bis vor sehr kurzer Zeit eigentlich

00:41:42: nur aus Wiederholung. Aber ganz am Anfang gar nicht, weil alles live sein musste. Es

00:41:47: gab ja keine Aufzeichnungsmöglichkeiten. Und das, was Sie gerade beschrieben haben

00:41:51: mit dem Film, das war eine Krücke. Das haben die in den USA auch sehr gerne, nicht sehr

00:41:55: gerne. Das mussten sie in den USA benutzen, weil da einfach die Zeitzonen so dermaßen

00:41:59: unterschiedlich waren und die Leute sich geweigert haben, zweimal am Tag im Abstand

00:42:02: von mehreren Stunden aufzutreten mit ihren Shows. Was dazu führte, dass einer von denen,

00:42:08: die da auftreten, muss eine Firma gegründet hat, die das Problem letztendlich dann auch

00:42:10: gelöst haben. Aber das ist natürlich total spannend, weil diese Zwischenfilme, die einzige

00:42:17: wahrscheinlich Zeitzeugen, Bewegtbildzeugen eben von diesen ganz frühen Fernsehversuchen

00:42:23: sind. Genau. Und tatsächlich habe ich dann auch über einen Menschen, der sich sehr,

00:42:28: sehr intensiv mit Fernsehgeschichte beschäftigt hat. Gerhard Göbel, der war Oberpostdirektor

00:42:34: und eigentlich auch für andere Aufgaben zuständig. Aber der hatte sich total auch diesem Thema

00:42:39: verschrieben, hat ein großes Archiv gehabt. Der hat ihn dann kennengelernt. Wir haben uns

00:42:42: irgendwie Schätzen gelernt und gemocht. Der hat dann sein gesamtes Archiv, dem Technikmuseum

00:42:47: vermacht und darunter eben auch diverse Filmrollen. Auf eine werde ich dann noch später zu

00:42:52: sprechen kommen. Und darunter war Zwischenfilmmaterial. Eine absolute Sensation. Ich hatte das vorher

00:43:00: auch. Ich wusste das gar nicht, dass es so ein Verfahren gab. Und das haben wir dann

00:43:05: auch sehr sorgfältig ablassen lassen. Und auf einmal hatten wir wirklich Original-Bilder

00:43:12: von den Olympischen Spielen 1936, die natürlich eine ganz andere Qualität dann als das, was

00:43:16: die Riefenstahlparalien aufgenommen hat. Aber es war irgendwie auch so authentisch, weil

00:43:21: die Kamera wild hin und her schwenkte. Und es waren auch so eher die unbedeutenden Momente.

00:43:26: Ja, also es ist ja nicht alles irgendwie immer nur hochgradig spannend und toll.

00:43:31: Wir reden über Fernsehen. Ein Großteil ist nicht hochschmied. Also genau dieses Material

00:43:37: hatten wir dann tatsächlich auch unter anderem aus dem Archiv von Gerhard Göbel übernehmen

00:43:45: können und haben das dann verschiedentlich auch eingesetzt. Kopien gibt es mittlerweile

00:43:49: im Bundesarchiv. Und das Bundesarchiv hat tatsächlich eine erkleckliche Anzahl von Filmrollen, von

00:43:54: diesem Zwischenfilmmaterial. Und das sind fantastische Zeitzeugnisse, wirklich tolle Zeitzeugnisse.

00:44:01: Und tatsächlich hat dann das Fernsehen da schon mal bewiesen, was es kann. Ein Jahr später

00:44:09: war dann die Krönungsverhältlichkeit für Georg VI. glaube ich in England. Und das wurde

00:44:17: auch übertragen. Da war dann die BBC auch schon an Bord. Genau, da war dann die BBC an Bord

00:44:24: und hatte auch sehr viel systematischer schon den Weg zum Programm gesucht. Das war in

00:44:30: Deutschland irgendwie immer noch so ein bisschen verhalten und unsicher und so. Und das war

00:44:38: in England der große Durchbruch. So wie dann nach dem Kriege die Krönung von Queen Elizabeth

00:44:46: und dann die Fußballbettmasterschaft 54. Das sind die großen Booster für das Fernsehen.

00:44:54: Aber gehen wir nochmal zurück. Also 36 politische Spiele, August. Super, aber man merkte eben

00:45:01: auch die ganzen Schwächen des Betriebes. Und es wird aber dann auch in England, in Frankreich

00:45:08: ein Stück weit auch, aber von in Amerika und in Deutschland sehr intensiv an der Frage

00:45:12: aber wie kriegt man jetzt auch ein Geschäftsmodell da draus? Also technologisch total interessant,

00:45:18: aber wie kriegt man ein Geschäftsmodell draus? Und dazu brauche ich dann ein Studium, mit dem ich

00:45:23: auch regelmäßig Betrieb mache. Ich brauche Vertriebswege, also Senderempfänger, bla bla bla.

00:45:29: Ich brauche Empfangsgeräte, die auch bezahlbar sind und so weiter und so weiter. Und das ganze

00:45:35: System hatte sich eigentlich außer in England bis zum Beginn des Krieges noch gar nicht so

00:45:42: richtig ausgearbeitet. Die BBC war da weit voran, die hatten schon relativ früh eine Fernsehnorm mit

00:45:47: 441 Zeilen festgelegt. In Deutschland ging das irgendwie im halb-Jahressprüngen immer weiter nach

00:45:54: oben und die Engländer, die Deutschen hatten dann zum Schluss 441 und man hat halt die Rundfunkindustrie

00:46:08: dazu zu animieren versucht Empfänger zu bauen. Aber wenn du alle Weile die Normen änderst,

00:46:13: kriegst du natürlich auch keine Empfänger auf den Markt gebracht. Also das waren halt so

00:46:17: inwendige Stolpersteine des ganzen Systems. Aber immerhin, 1938 im November, wird auch in Berlin

00:46:26: ein voll elektronisches Fernsehstudio in Gang gesetzt. Das heißt sowohl kameraseitig wie auch in

00:46:32: der ganzen Ausleuchtung von Studios und so. Ist dieses System jetzt in der Lage, live Fernsehen

00:46:40: in der Form sogar von späteren Fernsehspielen zu produzieren? Das Ganze ist als Rundbühne

00:46:47: gebaut. Die Kameras stehen in der Mitte, in der Rundbühne stehen außen einzelne Bühnenbilder

00:46:53: und ich kann also ein Sehenwechsel machen, indem ich einfach von einer Kamera, die auf das eine

00:46:59: Bühnenbild, auf die nächste Kamera, die auf ein anderes Bühnenbild umschalte und habe das Gefühl,

00:47:05: das ist ja viel beim Filmschnitt. Das geht ja irgendwie hin und her. Ja, super. Also da waren

00:47:09: die schon relativ gut. Man hat dann auch eigene Filmtrupps aufgebaut, die unterwegs waren und dann

00:47:16: auch so Dokumentarials, so eine Art Wochenschau produziert haben. Also das war schon einigermaßen

00:47:25: ambitioniert, aber es gab glaube ich nur 70 Empfangsgeräte in England. Gab es zur selben Zeit

00:47:31: schon 20.000 und die mussten sogar eine Gebühr bezahlen. Wie bisher hat er schon ganz früh eine

00:47:37: Gebühr eingeführt. Sowas war in Deutschland alles noch nicht der Fall. Und trotzdem gibt es in

00:47:42: Deutschland eine unglaubliche finanzielle Power einerseits und auch große Ressourcen, die in den

00:47:50: Unternehmen und in den Schadlichen stellen, für dieses Thema Fernsehen aufgebaut und ausgebaut

00:47:55: zu werden. Und in Deutschland hat es tatsächlich noch einen bestimmten anderen Grund. Seit nämlich

00:48:03: die Nazis, die Macht übernommen haben, geistert da immer wieder so eine Idee durch die Welt der

00:48:10: Ingenieure, die sich mit Fernsehenden beschäftigen. Das ist nicht nur "The Next Big Thing" im Hinblick

00:48:16: auf ein Massenmedium, sondern das ist militärisch total interessant. Da können ganz neue Waffen

00:48:22: daraus entstehen. Und dieser Gedanke, der hat in England nie eine große Rolle gespielt in anderen

00:48:30: Ländern auch nicht. Die haben echt diese klassische Programmi Idee verfolgt in Amerika, taucht das

00:48:34: während des Krieges auch auf. In Deutschland ist es der große Treiber. Und schon relativ früh und erst

00:48:42: recht dann mit Ausbruch des Krieges gibt es einen unglaublichen Umschwung in den Entwicklungs- und

00:48:49: Forschungskapazitäten zum Thema Fernsehen dahingehend, dass man sich überlegt, in welcher Art von

00:48:59: Waffen könnte das Fernsehen eingesetzt werden. Also man hat schon relativ früh auch so eine Vision

00:49:06: gehabt. Also Dennis von Mjali, auch einer der ganz frühen mechanischen Fernsehpioniere, hatte so die

00:49:11: Idee mit Flugzeugen, so Aufklärung zu machen mit Fernsehen und so was natürlich auch nie funktioniert

00:49:17: hat. Und das war tatsächlich auch eine der Ideen, Fernsehen für Aufklärungszwecke zu nutzen, aber

00:49:23: die eigentlich interessante Idee war, mit dem Fernsehen zu einer neuen Generation von Fernsteuerbaren

00:49:32: Waffen zu kommen. Und das ist sozusagen der große Klick gewesen, der auch des Reichspostministerium

00:49:39: mit seinem Chef Wilhelm Ohne Sorge total elektrisiert hat. Der schaffte tatsächlich noch mal neue

00:49:48: Kapazitäten, gründet eine eigene Rechtspostforschungsanscheid in Kleinmachno, leute ein

00:49:53: Hochschule, kommt man leider auch nicht mehr rein. Ein Rieseninstitut mit weit über 1000

00:49:58: Mitarbeitern, wo an allen möglichen Themen, aber vor allen Dingen in der größten Abteilung 13

00:50:04: dieses Institutes an Fernsehen im Hinblick auf militärische Verwendungsmöglichkeiten

00:50:08: geforst wird. Was hatten die für Ideen? Was war da so ein... So, also die Idee war immer, ich habe

00:50:15: Fernsteuerbare Waffen, wo ich jetzt aber nicht so genau weiß, was machen die denn eigentlich? Ich

00:50:22: startete die mit einem Fernsehkopf aus und mit einem Sender und habe dann ein Fernsehbild von irgendeinem

00:50:28: Ziel, auf das ich meine Waffe zusteuern kann und ganz präzise damit dann zuschlagen kann. Das hat

00:50:36: man dann einerseits überlegt in der Kombination mit Panzern. Das war nicht so richtig erfolgreich.

00:50:45: Und der ganz große Markt in Anführungszeichen, also das wo auch die meisten Gelder und Forschungsaufwände

00:50:59: dann in den Eingeflossen sind, war eine durch Fernsehen gesteuerte Gleitbombe. Man hat relativ

00:51:05: früh auch schon bei Henschel Gleitbomben entwickelt, also Henschel, schöne Feld. Der Flughafen

00:51:11: Schönefeld war der Flughafen ursprünglich der Firma Henschel, die dort ihre Flugzeuge und andere

00:51:16: Sachen ausprobiert hat. Und da gab es halt so Ingenieure, die auch sehr früh mit diesen

00:51:22: Fernsteuerbaren Waffen oder Gleitbomben, wie es denn hieß, experimentiert haben. HS 293 hieß

00:51:29: dieser Typ. Und dort hat man versucht eine Fernseh-Ausstattung in dem Sinne reinzusetzen,

00:51:36: dass vorne in der Spitze eine kleine Glasöffnung war. Dahinter saß eine Kamera, dahinter saß

00:51:43: wiederum ein Sender. Und dieser Sender überdruckt die Fernsehbilder zu einem Flugzeug. Das Flugzeug

00:51:49: sollte diese Gleitbombe an irgendwelche Ziele heranbringen, ausklingen lassen, so ein Stück weit

00:51:58: abdrehen, um selber auch nicht beschossen werden zu können. Und dann sollte die Gleitbombe mit

00:52:04: 500 Kilo Sprengstoff an Bord oder so, mithilfe des Fernsehbilders, mit so einem Joystick,

00:52:12: durch einen Fernsteuerpiloten, also das Ganze sieht wirklich so ein bisschen aus wie ein

00:52:19: frühes Computerspiel, ins Ziel gesteuert werden. So, riesige Herausforderungen, weil man musste

00:52:26: diese Kameras mit dem ganzen Apparat, der da noch hinten dran hink, also Verstärker und

00:52:31: Synkgeschichten und so weiter. Ich war ganz klar, gerade reden wir noch über Zwischenbildverfahren,

00:52:37: riesige Lkw, voll mit Sendetechnik und diesen ganzen Kram und plötzlich soll das Ganze in

00:52:41: der 500 Kilogramm-Bombe untergebracht werden. Genau, das haben die aber geschafft. Und jetzt

00:52:47: erzähle ich noch eine interessante Geschichte. Bei diesem Oberpostdirektor Göbel fand ich auch

00:52:55: eine Filmdose, wo drauf stand HS 293 oder so, das weiß ich nicht mehr genau. Was ist das denn? Ja,

00:53:02: haben sie denn nie von der Fernsehbombe gehört? Ich habe noch nie was von einer Fernsehbombe gehört.

00:53:08: Und das schädelt sich heraus, dass dieser Herr Göbel tatsächlich bei Versuchslügen,

00:53:16: wo diese Fernsehbombe ausgehend von der Herresversuchsanstalt Pehne Münder vor Usedom dann

00:53:22: getestet wurde. Anwesend war als Kameramann und die Bilder, die von diesem Kamerakopf in

00:53:31: der Gleitbombe bei Testanflügen auf einen Schiffswrack erzeugt wurden, abgefilmt hat.

00:53:37: Und das sind so ziemlich die einzigen Bilder, die belegen, dass das Ding wirklich funktioniert hat.

00:53:45: Also man hatte es geschafft, muss ich noch mal deutlich zu sagen, eine kleine Kamera zu bauen,

00:53:50: die war wirklich sehr kompakt, einen kleinen Verstärker und Sender zu bauen und eine Fernsteuereinrichtung

00:53:58: zu bauen, mit der man auch diese Rakete da, nicht Rakete, da hatte auch ein Raketenantrieb,

00:54:04: aber dann eine Gleitbombe und dann diese ganze Steuereinrichtung, alles in kompakter Form,

00:54:09: so dass man es in einem Flugzeug einbauen konnte. Also es war sozusagen eine Kommunikation zwischen

00:54:15: einem bewegenden und einem anderen sich bewegenden Objekt, sehr, sehr komplexe Geschichte. Und die

00:54:23: Geschichte mit Herrn Göbel, bei dem ich dann diese Filmrolle entdecke und die Fernsehbombe,

00:54:27: also so was ist ja unglaublich, geht noch weiter, weil am nächsten Tag bin ich bei der Fernseh GmbH.

00:54:36: Die Fernseh GmbH ist mittlerweile eine der größten weltweit agierenden Ausrüstern von Fernsehstudios

00:54:42: und besichtige deren historisches Archiv und was entdecke ich in einer Vitrine, das komplette

00:54:49: System dieser Fernsehbombe, also die Videoeinheit, die Verstärkereinheit, die Sendeinheit und die

00:54:55: Empfänger-Einheit. Das ist so einer dieser Momente, wo du als Kurator denkst, wie kann man nur so

00:55:02: viel Glück haben? Ja, bis vor zwei Tagen wusste ich noch gar nichts davon und jetzt habe ich alles,

00:55:07: ich habe die Fernsehbilder, die Dokumentation, ich habe die Geräte. Und das war natürlich ein großer

00:55:13: Ärger, jetzt das ins Technikmuseum zu kriegen, ist natürlich im Technikmuseum gelandet und ist

00:55:17: auch dort ausgestellt. Das sind unscheinbare kleine Kästen oder Kisten, aber wir haben es ja jetzt so

00:55:26: ein bisschen entfaltet, der dahinterstehende technologische und auch militärische Kosmos ist

00:55:31: einfach unglaublich. Jedenfalls, das war ein richtig großes Ding, man kann sich das heute kaum noch

00:55:38: vorstellen, der haben 100 von Ingenieuren dran gearbeitet und man hat dann tatsächlich auch

00:55:43: noch während des Krieges eine eigene Produktion aufgezogen in einer Textilfabrik in Tannwald,

00:55:50: das ist im Isargebirge, im heutigen Tschechien, weil man dachte, da kommen die Bomber nicht hin und

00:55:56: diese Fabrik kann dort aber. Dort wurden wirklich hunderte, wenn nicht tausende von diesen Videoreinheiten

00:56:03: hergestellt und man hatte tatsächlich die Hoffnung, dass man eine neue Wunderwaffe damit

00:56:09: kreieren könnte, mit der es möglich wäre, vor allen Dingen Schlachtschiffe, die im Mittelmeer eine

00:56:17: große große Rolle gespielt haben, sehr gezielt und punktuell anzugreifen. Und parallel zu der

00:56:24: Produktion fanden dann in diesen Jahren 43/44 die großen Tests statt in der Ostsee, von der ich

00:56:33: den ich schon kurz erzählt habe und es zeigte sich, dass sozusagen jede Komponente für sich

00:56:39: auch super funktionierte, die Fernsehbilder waren klasse, die Kameras haben stabil funktionieren.

00:56:43: Also das System war wirklich gut, aber die Hauptleistung, nämlich anhand des Fernsehbildes,

00:56:53: dann auch diese Gleitbomben ins Ziel steuern zu können, hat sich als fast unüberwindbare

00:56:58: Schwierigkeit herausgestellt. Das gelangt viel zu selten. Also von zehn war es dann im Glücksfall,

00:57:05: wenn einer mal das Ziel getroffen hat. Man hat dann versucht, diese Dinger wirklich auch einzusetzen,

00:57:10: diese Gleitbomben, auch zunächst ohne Fernsehlesteuerung. Und dann stellt sich als nächstes großes Problem

00:57:16: heraus, die Trägerflugzeuge waren auch noch zu verletzbar. Man hatte die Idee, dass man aus

00:57:24: einer Entfernung von 40 Kilometern, das ist immens viel, so eine Fernsehbombe ins Ziel bringen kann.

00:57:33: Aber diese 40 Kilometer waren natürlich für amerikanische oder englische Abfangjäger im

00:57:38: Mittelmeerraum auch kein so großes Problem. Dann haben die Trägerflugzeuge ein bisschen weiter

00:57:44: draußen über Mittelmeer abgeschossen. Also es hat sich dann tatsächlich auch als sehr sehr riskant

00:57:50: herausgestellt. Aber immerhin, rein von der technologischen Seite her, hat das System

00:58:01: wirklich funktioniert, hat aber überhaupt nichts gebracht militärisch. Also diese Träume sind

00:58:07: überhaupt nicht aufgegangen. So. Und es gab sozusagen nach dem Ende des Krieges so ein paar Themen,

00:58:13: die die Adierten unglaublich interessiert haben. Unter anderem dieses Thema. Also die

00:58:19: gesamte Fabrik in Tannwald wurde von den Russen abgeräumt und nach Russland gebracht.

00:58:25: Die haben auch eine ganze Reihe von Ingenieuren mitverfragtet, in der Hoffnung, dass da irgendwie

00:58:30: in Russland irgendwie einen Gewinn daraus zu ziehen ist. Gut. Und die Amerikaner waren da ähnlich

00:58:42: drauf. Die waren auch sehr interessiert daran, dieses Wissen abzuschöpfen. Wobei tatsächlich

00:58:47: gab es ein ähnliches Projekt auf amerikanischer Seite auch, das aber auch keine große Rolle

00:58:52: gespielt hat. Aber die Idee waren die auch gekommen. Aber diese Idee von solchen fernsteuerbaren Objekten

00:59:02: hat dann auch tatsächlich als der karte Kriegs-Richtig-Ausbrach noch die frühe NATO interessiert.

00:59:12: Und 1956 gibt es eine Tagung, wo hohe Offiziere aus Amerika, aus England und ehemalige Mitarbeiter

00:59:21: von der Fernseh-AG, bzw. Fernseh-GMBH dann und ein paar deutsche Militärs in München zusammenkommen

00:59:29: und nochmal dieses ganze Thema "Guided Missiles" von dem Hintergrund der Erkenntnisse des Zweiten

00:59:34: Weltkriegs aufarbeiten. Das ist sozusagen das große Geheimnis, warum in Deutschland auf einmal

00:59:42: unglaublich viel Geld ins Fernsehen gesteckt wird. Und wieso "Namen Krieg" plötzlich Kameratechnik

00:59:48: in verfügbar war? Das ist der nächste Punkt. Die leitenden Ingenieure dieses Fernseh-Gleitbrunnenprojektes

01:00:00: machen dann erst nach dem Krieg was anderes, weil sie gar nicht wussten, ob Fernsehen überhaupt

01:00:04: zulässig ist. Genau, darf man nicht vergessen. Also da wurden die Karten komplett neu gemischt.

01:00:08: Ja, komplett neu gemischt. Und in den 40er Jahren wusste keiner, dass man in Deutschland

01:00:12: überhaupt jemals wieder Fernsehen machen. Natürlich, die hatten alle auch, sagt jetzt

01:00:16: ein schlechtes Gewissen, wie auch immer. Obwohl dann auch schon Ende der 40er Jahre wieder

01:00:23: Testbetriebe beginnen in Berlin, also in Ostberlin und in Hamburg vor allen Dingen.

01:00:27: Ich habe eine Zahl 52, 300 Teilhähmende. Ja, das war der Beginn des Fernsehbetriebes in

01:00:38: der DDR und in der Bundesrepublik. In der DDR passenderweise zum Geburtstag von Stalin.

01:00:47: War er der letzte? Und in der Bundesrepublik war der Start der erste Weihnachtsfeiertag.

01:00:52: So sind die Prioritäten? Ja. Das hat auch das Programm mit Stückvertrag sein.

01:00:57: Das ist das Programm bei einfachem. Das kann ich mir gut vorstellen.

01:01:01: In diesen ersten Jahren traut man sich dann auch wieder zu publizieren und es gibt dann

01:01:07: einen Aufsatz von den maßgeblichen Ingenieuren dieses Fernseh-Gleitbomben-Projektes, wo ein

01:01:13: neuer Typ von Kamera im Kleinen Format vorgestellt wird als Reportagekamera. Das ist eins zu

01:01:19: eins das System, was die für diese Gleitbombengeschichte gebaut haben, von der es überhaupt nicht

01:01:25: in einem einzigen Wort die Rede ist. Aber man muss sagen, dass was die an Wissen und

01:01:31: an Auao und an technologischen Qualitäten über dieses Projekt erzeugt haben, ist eins

01:01:37: zu eins die Basis dafür, dass dann die Fernseh-GmbH als Bosch-Unternehmen zum führenden Ausrüster

01:01:44: von Fernsehstudios mit Kameras, mit allem, was noch dazugehört, in Europa und sogar teilweise

01:01:50: weltweit werden. Und das Fernsehstudio, worüber wir eben gesprochen haben im Technik-Busin,

01:01:57: ist reine Bosch bzw. Fernseh-GmbH-Technik. Es gab nichts anderes ernstzunehmendes, bis

01:02:04: dann irgendwann die großen japanischen Unternehmen. Aber selbst dann, ich meine mich erinnern

01:02:09: zu können, dass ich damals noch Ende der 90er, zumindest was die Live-Kameras betrifft,

01:02:18: also nicht die E-B-Kameras, also die Schulter-Kameras, die mit einem Akku- und Bandlaufwerk und allem

01:02:23: ausgesucht haben. Das war alles fest in Japanisch, also von Sony, Ikegami und wie sie alle hießen.

01:02:28: Aber zumindest bei den Studiokameras stand oft noch Bosch drauf.

01:02:32: Jetzt sind wir also nach dem Krieg und in Deutschland, wie gesagt, sehr, sehr wenig Leute, die Fernseh-Gucken

01:02:39: in Großbritannien schon mehr in den USA. Da verstehe ich die Frage nicht. Also da haben

01:02:44: die alle, das Fernsehen ist da gesetzt in den 50er an und so, wie die hatten, die müssen

01:02:54: ja dann schon ein Standard gehabt haben. Also wir hatten das ja schon mal gesagt, das nützt

01:02:58: ja nichts, wenn jeder Fernseh-Ausstrahlungsanstalt plötzlich beschließt, sie macht jetzt so

01:03:04: und so viele Zeilen in dem Sync-Modus und dann funktioniert das mit den einen Geräten,

01:03:09: mit den anderen aber nicht, da werden die Leute ja verrückt. Und das wollen die ja auch nicht

01:03:11: bezahlen, zumal so ein Fernseh damals ja wirklich erbarmungslos teuer war. Wie haben die USA

01:03:16: das gewünscht? Die USA haben die ganze Zeit ihren eigenen

01:03:22: Standard mit 60 Bildwechseln zum Beispiel weiterverfolgt, während man im ganz Europa und im Rest der

01:03:27: Welt mit 50 Bildwechseln pro Sekunde gearbeitet hat. Und wie gesagt, in der Nachgigszeit gab

01:03:33: es noch unterschiedliche Auflösungen, also Zeilen in England und in Frankreich und in

01:03:44: Deutschland. Und das war schon ganz interessant, dass sozusagen auch ein Teil der frühen Umsetzung

01:03:54: eines gedankungs-europäischer Kooperationen innerhalb der EU, European Broadcasting Union

01:04:01: war, sich darüber gering zu machen, wie kriegen wir das mal vereinheitlich, weil wir reden

01:04:06: ja auch über gemeinsame Märkte, wir wollen ja auch, dass dann Fernsehprogramme ausgetauscht

01:04:10: werden und so weiter und so weiter. Und dann hat man sich tatsächlich relativ früh, 52

01:04:16: glaube ich war das auch, auf die sogenannte Gerbernorm geeinigt, die vorsieht 50 Bildwechseln

01:04:23: pro Sekunde und 625 Zahlen. Und das ist der Standard gewesen, der bis zur Einführung

01:04:28: vom HGTV wirklich sich dann auch beinahe weltweit durchgesetzt hat, bis auf die USA, die da

01:04:34: immer noch ihre eigene Kiste gefahren haben. Japan hatte auch NTSC glaube ich, oder? Die

01:04:39: hatten auch 60 Hertz. NTSC ist ja das Kuloff-Format. Ach so, stimmt, das wäre ja schon beim

01:04:44: Fahrfernsehen. Ja. Nee, hat Japan auch Paar gehabt, ja? Also die hatten auch irgendwie 60

01:04:49: Hertz als Stromriffel. Aber das stimmt auch nicht ganz, nicht ganz Japan. Es gibt, das

01:04:55: ist auch ganz schräg, Japan hat irgendwie Stromnetz, wo die Erhälfte ist, 50 Hertz,

01:04:58: in die andere Seite, okay, wir begeben uns auf dünnes Eis, wir reichen das in den Showmutz,

01:05:03: nach welches Fernsehsystem Japan hat. Also es gab Paar, es gab, bzw. nein, Entschuldigung,

01:05:09: wir sind schon wieder beim Fahrfernsehen, ich greife, wir machen nicht das Fahrfernsehen

01:05:15: heute. Es gab diese eine Norm und es gab die andere Norm der Amerikaner und die sind nicht

01:05:20: miteinander. Die waren natürlich erstmal nicht miteinander kompatibel, aber man muss

01:05:24: natürlich auch sich überlegen, wann war das dann mal der Fall, dass Fernsehprogramme aus

01:05:29: den USA in irgendeiner Form in Europa sich bewahren. Das beginnt mit den ersten Satelliten

01:05:33: in den 60er Jahren. Telstar ist der erste Satellit, über den Fernsehsignalen auch mal über den

01:05:40: Atlantik geschickt werden können. Schon eine Riesensensation und nochmal ein richtig großer

01:05:45: Schritt. Aber zunächst mal muss ich ja sozusagen auch wieder ein System in den europäischen Ländern

01:05:52: herausbilden und wie sich in Großbritannien haben die nahtlos angeknüpft, die haben mit

01:06:00: Beginn des Krieges den Gesamtprogramm-Betrieb eingestellt, in Deutschland hat man das noch

01:06:04: bis 44 in irgendeiner rudimentären Art und Weise weitergeführt und haben da auch in Umfang

01:06:11: und Qualität sofort wieder anschließen können. In Deutschland gab es aus verschiedensten Gründen

01:06:16: lange Diskussionen und was ich irgendwie auch gerade nochmal gelesen habe. In Deutschland gab es sogar

01:06:24: eine Diskussion innerhalb der federal organisierten Rundfunklandschaft, die ja auch sehr von Bildungsgedanken

01:06:31: geprägt war, ob das Fernsehen der nicht gegen den Bildungsauftrag per se verstößt. Es gab

01:06:37: finde sehr valide Diskussionen. Es gab tatsächlich im Kreise der Rundfunkverantwortlichen in Deutschland

01:06:45: eine heiße Diskussion darüber Anfang der 50er Jahre, ob man sich auf diesen doch sehr unsicheren

01:06:55: und gefahrenvollen Weg des Fernsehens einlassen sollte, weil man vor dem Hintergrund der Erfahrung

01:07:05: des Zweiten Weltkrieges und des Auftrages des federale Rundfunksystems jetzt auch voll akzeptiert

01:07:10: hatte, möglicherweise dann auch Dinge machen müsste, machen könnte, die den Ehrenprinzipien

01:07:19: eines Bildungsauftrags widersprechen würden. Gabs ganz ernsthaft. Und tatsächlich ist auch das

01:07:25: Fernsehprogramm in Deutschland in den ersten Jahren, als man damit wirklich beginnt zu arbeiten,

01:07:32: ziemlich gravitätisch. Und es ist so ein bisschen Volkshochschule in schwarz-weiß,

01:07:38: bis dann natürlich auch die Unterhaltungsaspekte mehr und mehr eine große Rolle spielen. Und

01:07:44: dann natürlich 54 Fußball-Weltmasterschaft, sich zeigt, hey, Fernsehen ist das Medium,

01:07:51: mit dem eine ganze Nation zusammen fiebern kann. Jeder kennt diese Bilder, wie die Leute sich da

01:07:59: in Horden auf den Bürgersteigen versammeln vor den Rundfunkfachgeschäften, die Fernseher in den

01:08:04: Schaufenstern aufgestellt hatten und die Fernsehspiele verfolgt werden, also die Fußballspiele im Fernsehen

01:08:11: verfolgt werden. Das waren mental, das waren, wie so, das ich wieder auch beim Public View

01:08:18: irgendwann nochmal eine andere Qualität gehabt habe, das waren sozusagen große Umbrüche und

01:08:26: Einschnitte in so etwas wie einer sensuellen Erfahrungswelt, im Hinblick auf Gleichzeitigkeit,

01:08:33: Gemeinschaftlichkeit und Herstellung auch von Big Moments in Zusammenhang mit Fußball oder auch

01:08:42: dann zum Teil mit politischen Ereignissen. Auch das Begräbnis von Adenauer, das ja den ganzen

01:08:47: Tag im Fernsehen übertragen wurde, hat ganz Deutschland vor die Fernseherberate getrieben.

01:08:52: Da wurde halt der Sack den Rhein runtergefahren, alle Leute haben zugeguckt. Also das meine ich

01:08:57: sind dann so Momente, in denen tatsächlich über das Fernsehen auch so etwas wie eine schaune,

01:09:03: mitfühlende Nationen und regelt wird. Weil es ja auch jetzt nicht irgendwie 12.000 Sender gab,

01:09:10: die da irgendwie um die Aufmerksamkeit bewülten, galt dann tatsächlich das, was man später immer

01:09:14: gesagt hat, dass das Fernsehen dann das Lagerfeuer der Nation. Absolut. Die Familie sitzt zusammen

01:09:20: nicht vor dem Feuer, sondern vor dem kleinen schwarz-weiß Kästchen, wenn sie denn einen hatten.

01:09:26: Und jetzt, wenn wir über das Ende der 50er reden, wenn wir vorhin gesagt, 52 300 Stück,

01:09:30: Ende der 50er, zwei Millionen Teilnehmer allein in Deutschland. Also da, was da passiert ist,

01:09:37: ist eben, dass das Medium sich komplett durchsagt, da wird auch nicht mehr diskutiert. Das ist was,

01:09:42: was man hat, man guckt das und was, was sie auch gerade meint mit der Gleichzeitigkeit ist. Im

01:09:49: Gegensatz zu heute, wir können ja sagen, ja, wir gucken ja auch heute irgendwie ständig,

01:09:51: ich gucke mir ein Bildschirm, ja, aber jeder was anderes. Und damals, wenn eine Sache im Fernsehen

01:09:57: passiert war, wenn da eben unterhaltungsmäßig ein Krimi lief, alle wussten davon, dass das Thema

01:10:02: war, auf dem nächsten Tag auf Arbeit und überall wurde das durchgehächelt bis hin zu diesem ganz,

01:10:09: diesem ganz furchtbaren Vorfall, wo ein Journalist das Ende eines...

01:10:14: Das ist der berühmten Derbrenn, die ist ja, glaube ich, der Derbridge, Francis Derbridge,

01:10:20: der ganz großen Autoren der mehrteiligen Krimi-Große-Ereignisse im deutschen Fernsehen.

01:10:25: Ja, aber...

01:10:26: Der hat das also nur um das zu Ende für die Zuhörende, die das nicht kennen, muss ich das kurz

01:10:29: zu Ende führen. Es wurde dann verraten, wie das ausgeht und das hat einen mittelgroßen Skandal

01:10:35: ausgelöst, weil die Leute waren fertig, das kann man ja nicht machen. Man kann nicht

01:10:39: verfeuerfachen, wie dieser Fernseh-Krimi ausgeht. Man hat sozusagen dem gigantisch großen Publikum

01:10:49: das Element des gemeinsamen Fieberns genommen und die öffentliche Reaktion war entsprechend.

01:10:55: So, was ich dann noch kurz sagen wollte, genau diese Diskussion, dass man mit dem Fernsehen

01:11:02: tatsächlich auch einen Massenmarkt erreicht, das war ja in den 30er Jahren auch für die

01:11:07: Industrie schon ein großer, großer Treiber und man hatte irgendwie immer die Idee, das

01:11:12: wird mal was, ja, und es hat sich nichts davon realisieren lassen und es ist wirklich

01:11:17: beeindruckend zu sehen, wie dann in den 50er Jahren mit einem Wahnsinnstempo und das muss

01:11:23: man auch dazu sagen, mit einer großen Beteiligung von vielen deutschen Firmen, die sowohl von

01:11:30: der Fernsehproduktionsseite bis hin zur Empfängerseite europaweit flächendeckend Marktführer sind,

01:11:39: dieses Massen-Phänomen Fernsehen umgesetzt wird. Es gibt ja viele Firmen, die haben damals

01:11:44: Fernseher gebaut und zwar in riesigen Stückzahlen, an die kann sich heute kein Mensch mehr erinnern,

01:11:50: Nordmende, Becurting, Schaub, Telefonken, der eine oder andere Flächbekleidung.

01:11:56: Der Saberschaunsland, ein fantastischer Name für Fernseher. Anders können die gar nicht

01:12:01: heißen, der Saberschaunsland.

01:12:03: Genau, diese Träume der deutschen Industrie sind dann sozusagen in den 50er Jahren voll

01:12:09: aufgegangen.

01:12:10: Da kann man das Wirt auch so nehmen. Wir müssen uns dem Ende des Podcasts entgegen,

01:12:13: so sehe ich das auch bedauere, weil wir können das Farbfernsehen nicht abdecken. Ich weiß,

01:12:17: aber ich habe mir noch zwei Sachen zum Farbfernsehen trotzdem zu sagen. Das eine ist, Sie haben es

01:12:21: schon angesprochen, die BBC hat von Anfang an Fernsehgebühren erhoben. Als das Farbfernsehen

01:12:27: eingeführt hat, haben Sie dafür eine andere Gebühr erhoben. Es gibt angeblich noch immer

01:12:32: 13.000, ich weiß nicht von wann die Nachricht ist, aber die ist von, oh Gott, das sehe

01:12:38: ich gar nicht, doch von 2013, mindestens 2013 muss es wohl noch mindestens 13.000 Haushalte

01:12:42: gegeben haben, die vorgeglich nur schwarz-weiß Fernsehen gucken, weil das viel billiger ist

01:12:46: in Großbritannien. Und dann gibt es die schöne Geschichte, dass in Israel eine Diskussion

01:12:52: über Wohl- und Wehe des Fernsehs bis in die 80er topte, die wollten kein Farbfernsehen.

01:12:58: Die wollten diese Immersion und dieses ganze, was Sie gesagt haben, dieser Abkehr von Bildung

01:13:04: und alles Unterhaltung, das ist der Untergang des Abendlandes. Das ist, was Sie befürchtet

01:13:07: haben und es gab offiziell kein Farbfernsehen. Es gab einen Regenschwarzmarkt mit Farbgeräten,

01:13:16: die alle der Steuer der israelischen entgingen, weil die einfach eingeführt wurden, aber

01:13:20: man hat sich geweigert eigentlich das einzuführen, mit genau auch diesem Hintergrund. Also das

01:13:24: Fernsehen war, hatte dann auch schnell einen sehr negativen Ruch und dann wahrscheinlich

01:13:31: auch nicht so unrecht. Also letztendlich ist es wie mit allen neuen Medien, da finden

01:13:36: sich sofort dann die Leute, die die negativen Seiten sehen und die dann auch ausgeloten,

01:13:40: was geht denn damit? Das können wir heute alles nicht mehr machen. Vielen, vielen Dank,

01:13:45: dass Sie mir, also dass Sie die schönen Geschichten erzählt haben, die auch die Berliner, die

01:13:49: Berliner Komponente hatten und die eine Komponente des Technikmuseums hatten. Ich kann allen

01:13:55: nur anraten, mal hierher zu kommen, auch wenn Sie sie, Herr Hoppe, jetzt hier sicherlich

01:14:00: nicht mehr im Technikmuseum antreffen werden. Was ist die nächste Reise, was steht an?

01:14:03: Wir hatten es vorhin, die Hortlichruhten, wo geht es als nächstes hin? Nur in Deutschland,

01:14:09: sondern Portugal. Ja, okay. Bis dahin haben wir noch einen schönen Sommer und zwar,

01:14:16: obwohl wir in Berlin sind, hoffe ich, dass er schön wird und vielen Dank fürs Zuhören.

01:14:20: Anregungen für weitere Themen, Danksagungen, Blumenstreuze, alles weitere an podcast@golm.de

01:14:27: und bis zum nächsten Mal. Danke auch.

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